Dass besonders FLINTA* ihre eigene Musik dazu verwenden, sich selbst und ihren politischen Interessen Gehör zu verschaffen, zeigt dieser Blog tagtäglich. In dieser Kategorie darf die Münchner Musikerin QUEEN Lizzy nicht fehlen. Mit gerade einmal 19 Jahren organisiert die Aktivistin die größte Black Lives Matter-Demo in Deutschland und hält dort eine Rede, die nicht nur ihr Leben stark verändert, sondern ihr auch eine Karriere in den verschiedensten Bereichen ermöglicht.
Lise-Christine, die meistens nur Liss genannt wird, wächst in der bayerischen Hauptstadt auf. Als Kind singt sie im Chor und beschließt schon früh, eines Tages berühmt zu werden. Dass sie diesen Traum nicht von Beginn an verfolgt, liegt unter anderem an ihrem Umfeld: Mit ihrer schon damals tiefen, rauchigen Gesangsstimme fühlt sie sich im Kontrast zu den weißen Mädchen in ihrem Umfeld nicht gut genug, um sich ins Rampenlicht zu drängen. Erst ein Gespräch mit einer guten Freundin im Jahr 2020 sorgt dafür, dass aus Liss QUEEN Lizzy wird – wobei die Großschreibung des Adelstitels besonders zu beachten ist:
QUEEN groß geschrieben – das ist voll wichtig. Ich persönlich habe mich immer gefühlt, als wäre ich zweitrangig, als wäre ich nicht schön genug, als ob Luxus etwas wäre, was eben nur einer weißen Mehrheitsgesellschaft zugänglich ist. Und eine Königin sein, das sind für mich all diese luxuriösen Attribute von Power, Macht, auch Luxus, aber auch eben diese Entscheidungsstärke. Dass ich selber über mein Leben entscheide. Ich bin die Königin in meinem Leben.“
QUEEN Lizzy im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk
Nachdem der befreundete Produzent AIMEX ihr ein paar verschiedene Trap-Beats vorlegt, entsteht mit „Back Rolemodel“ ihr erster Song. Mit dem Vorhaben, nicht nur in Deutschland, sondern international ein Vorbild für BIPOC zu sein, ernennt QUEEN Lizzy sich selbst zur Ikone, statt anderen Idolen hinterherzueifern. Schaut man sich das dazugehörige Musikvideo an, fallen die Einblendungen am Anfang und Ende des Videos auf: Die erzählen eine ganz eigene Geschichte.
2019 organisiert sie nicht nur die Black Lives Matter-Demo in München mit, sie selbst steht auch auf der Bühne und spricht vor mehr als 25.000 Menschen über ihre eigenen Rassismuserfahrungen, die sie in Deutschland machen musste. Diese Rede und die darauf folgende Anerkennung ihrer Erfahrungen schenken ihr die Kraft, die es benötigt, um nach all dem Warten endlich eine Debütsingle zu veröffentlichen: „Black Rolemodel“.
Diese Traumwelt, in der ich lebe
Lyrics – „Black Rolemodel“
ist eine Traumwelt, in der ich alles gebe
25.000 hörten meine Rede
Über Dinge, die ich in diesem Land erlebte“
Mit ihrem ersten Track legt die Münchnerin nicht nur den Grundstein für ihre musikalische Laufbahn, sondern auch eine Modelkarriere. In Folge der BLM-Demo kontaktieren sowohl Oberpollinger als auch das KDW-Berlin die aufstrebende Musikerin. Im Rahmen einer Kampagne über junge Frauen mit besonderen Messages werfen beide Shopping-Destinationen ein Auge auf QUEEN Lizzy, die zuvor auch schon im Casting bei Germanys Next Topmodel zu sehen war. Ihre Teilnahme bei Miss Germany 2022 (wo sie Zweitplatzierte wird) festigt ihren Stand in der deutschen Model-Branche und öffnen ihr neben der Musik und dem Aktivismus die Tür in eine dritte Karrierewelt.
Ihre politischen Messages teilen zu können, bleibt trotzdem die oberste Priorität. „In einer Gesellschaft, in der dunklere Haut oftmals mit Kriminalität und Negativität verbunden wird, möchte ich meiner Community Hoffnung geben“, sagt sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, bevor sie ihren Worten Taten folgen lässt. Mit ihrer zweiten Single „QUEEN Shit Only“ positioniert sie sich erstmals auch in englischer Sprache und kommt ihrem Ziel, eines Tages ein internationales Vorbild zu sein, erneut einen Schritt näher.
Auch wenn die Streaming-Zahlen noch nicht durch die Decke schießen: Zumindest in ihrer Heimat ist QUEEN Lizzy jetzt schon ein echter Geheimtipp. Ihre Karriere als Finanzberaterin und Poetry-Slammerin rückt die nächste Zeit in den Hintergrund, damit QUEEN Lizzy sich weiterhin auf die Musik konzentrieren kann und damit hoffentlich für immer mehr junge Schwarze Menschen zum „Black Rolemodel“ wird.