Keine Fassade, kein Spiegelbild./ Ein Original, eine Kriegerin./ Denk‘ nicht
an Konkurrenz bleib‘ wie sie ist./ Piece of Art, sie macht was sie will.“
Was sie will, SATARII
Mit diesen Worten im Kopf treffe ich SATARII in einem Café in Hamburg zum Interview. Die MC, Producerin, Songwriterin und Performerin lerne ich als ein Energiebündel mit geballtem Selbstbewusstsein kennen, das sie der ganzen Welt zeigt.
Geboren in Mannheim wächst SATARII in einfachen Verhältnissen auf. Musik begleitet sie schon früh in ihrem Leben. Geplagt von Konzentrationsschwächen, findet sie in der Musik ihre Leidenschaft. Sie beginnt Geige zu spielen und entdeckt mit der Zeit ihr Gesangstalent. Sie singt in Bands und steht früh auf der Bühne.
Ihren Weg zum HipHop findet SATARII von Erykah Badu, Robert Glasper und Lauryn Hill sowie Cro und DieOrsons. Sie möchte die Kultur besser verstehen und lernen ihre Gedanken zu formulieren. Während ihres Studiums entsteht aus dieser Motivation heraus SATARII. Zuerst schreibt die junge MC nur auf Englisch, kommt durch einen Freund dann zum Deutschrap.
Durch ein Gespräch mit der Künstlerin Mine an der Popakademie, an der sie studiert, beginnt SATARII ihre eigenen Beats zu produzieren.
Das ist wie Lego bauen. Du willst ein Schiff bauen und du guckst, wie kann ich jetzt aus den Legosteinen mein Schiff zusammenbauen. Dann baust du erstmal irgendwelche Grütze, aber irgendwann kriegst du dann doch irgendwas, was aussieht wie ein Schiff.“
Nach unzähligen Versuchen ist „Geh ma Weg“ SATARIIs erstes Legoschiff, das sie zu Wasser lässt. Als ein Verlag auf die Produzentin aufmerksam wird, spürt sie was es bedeuten kann sich als Produzentin in einer männlich dominierten Welt zu bewegen. Der Verlag will sie vormerklich für FLINTA* Rapper:innen einstellen, damit diese sich wohler fühlen.
„Ich habe gesagt das ist schön und gut, aber ich bin auch durchaus in der Lage einen sehr harten Beat für Kerle zu machen.“, erzählt sie mir und fügt hinzu:
In dieser Situation habe ich gemerkt, dass auch die Leute, die sagen wir sind pro female producer, eine andere Seite haben. In deren Köpfen ist unterbewusst noch immer gespeichert, dass wir Ware zweiter Klasse sind. Wir sind Reserveware.“
Aktuell produziert SATARII gemeinsam mit ihrem Co-Producer Ambigo, erzählt mir aber, dass sie sich aktuell aus dem Produzieren zurückzieht, um ihren Fokus auf Songwriting und Performance zu legen.
Du bist gemacht. Ich mach‘ DIY.“
DIY, SATARII
Wie ihr gleichnamiger Track verrät, war und ist immer noch vieles bei SATARII DIY. Einen Teil Verantwortung hat sie aber trotzdem abgegeben: Seit Februar 2022 ist sie bei 365xx records gesignt. Für die junge Künstlerin bedeutet das Signing Sicherheit auf der einen und künstlerische Freiheit auf der anderen Seite. SATARII kann ihre Künstlerinnenrolle weiterentwickeln und hat trotzdem Unterstützung von einem Label, das sie so nimmt wie sie ist.
Wenn ich sage ich habe Lust in der nächsten EP auf einem Space Jet rumzufliegen und möchte Lady Gaga „Bad Romance“-mäßig rumlaufen, ist das alles für sie okay. Ich kann über (fast) alles rappen. Ich kann im Prinzip machen was ich will.“
Feuer im Blut, sie nenn‘ mich Feuerlord.“
DIY, SATARII
In SATARIIS Texten fallen Motive auf, die sich durch ihre gesamte Musik ziehen. Der Name „Azula“ beispielsweise fällt immer wieder. Sie erklärt, dass Azula ein Charakter aus „Avatar – der Herr der Elemente“ ist, eine böse Prinzessin der Feuernation, die zur Feuerlord werden will, um über die Welt zu herrschen.
Ich war sauer auf alle. Dann habe ich mir gedacht ich will Kraft tanken von einer Person, einem Charakter, der mir das Gefühl geben kann, ich mache die jetzt alle fertig.“
Und damit war Azulas Zwilling geboren: Ein Narrativ, das Mackern die Stirn zeigt und sich kämpferisch gegen jede Diskriminierung stellt. Vermischt mit Problemen aus dem alltäglichen Leben entsteht Musik, die selbstbewusst macht und motiviert sich zur Wehr zu setzen. Das Konzept zieht sich auch durch SATARIIs neue EP mit dem Titel „Blaues Feuer“: Eine Kampfansage an die Welt, die schon bald von Lord SATARII regiert wird. Unterstützt wird die inhaltliche Komponente durch ein stimmiges Soundbild. Tiefe 808’s in Kombination mit orchestralen Aufnahmen schaffen eine Atmosphäre, die gefährlich, fast einschüchternd, wirkt und schreit: Feuerlord SATARII macht „Was Sie Will“.
Neben den positiven Seiten der Musikwelt, sprechen wir auch über deren Schattenseiten. Als Newcomerin sei es nicht einfach gegen die festgefahrenen Strukturen anzukämpfen und sich gegenüber Major-Labels zu behaupten.
So ist es halt: Haifischbecken. Das haben wir mit den Playlisten gemerkt. Bei „DIY“ und „Geh ma Weg“ hat es nicht funktioniert und ich weiß auch warum. Wenn du gegen Universal und Sony konkurrieren musst, ist es scheiße. Man muss versuchen sich durchzubeißen.“
Als wäre das nicht schon schwer genug, ist der Kampf als FLINTA*-Artist noch ein Stück intensiver, wie SATARII mir erzählt.
Es ist nicht so, dass Leute aktiv auf dich zugehen und sagen du hast hier nichts zu suchen, sondern es ist alles unterschwellig. Dass Leute nicht gebookt werden, dass man nicht in Playlisten vertreten ist, dass man nicht in Medien stattfindet. Es ist immer noch so, dass FLINTA* nicht in den wichtigen Spots, in denen du Leute erreichen kannst, vertreten sind.“
Zum Schluss frage ich SATARII welche Sache sie auf der Welt ändern würde, wenn sie könnte. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Alle Labelchefs feuern!“, antwortet sie lachend. Was nach einem Witz klingt, ist vielleicht das Fazit unseres Gespräches: Das Neudenken der Musikwelt könnte viele Probleme lösen. Weg von Streaming-Zahlen, Playlistenplätzen und Profitgier hin zu FLINTA* Sichtbarkeit, Leidenschaft und das Fördern von unkonventionellen Produktionen.
SATARII schafft es mit ihrer Musik und ihrem Label, das hinter ihr steht, einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen und wer weiß, vielleicht herrscht die Feuerlord-SATARII schon ganz bald über die Musikwelt und feuert ab.