Rapperinnen, die ihr Dasein als Mutter und ihre Karriere in Einklang bringen oder sogar zum zentralen Bestandteil ihrer Musik machen, sind keine Einzelerscheinung mehr. Zum Beispiel inszeniert sich Charisma aus Deutschland als „Businessmum“, die Schweizerin Loredana widmet ihr Albumintro ihrer Tochter. Auch die Japanerin COPPU erzählt besonders gern davon, wie sie die Rollen der Mutter, Ehefrau und Rapperin gekonnt unter einen Hut bringt und damit andere Familien motivieren möchte, die eigenen Träume niemals aufzugeben.
COPPU nimmt seit ihrem 21. Lebensjahr Rap-Parts für verschiedene Kollaborations-CDs auf. 2008 veröffentlicht sie mit „Storyteller“ ihr erstes Album. Das beschert ihr innerhalb der Szene schnell Ansehen und Respekt: etwas, mit dem COPPU als Frau in Japan zu dieser Zeit nicht gerechnet hatte. Ein Jahr nach dem Debütalbum erscheint die EP „One Place“, in den Folgejahren tritt COPPU erneut auf verschiedenen Compilation-Tapes in Erscheinung. Nachdem die japanische Rapperin 2011 ihre zweite LP „Twilight“ veröffentlicht hat, wird es erst einmal still um sie herum – zumindest in der Öffentlichkeit. Obwohl Heirat, Schwangerschaft und Niederkunft dafür sorgen, dass COPPU sich zurückzieht, scheint ihr Wille nach kreativer Selbstverwirklichung aber stärker denn je zu sein. Bis zum letzten Tag vor der Geburt ihres Sohnes nimmt sie neue Songs auf, und auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus versucht die junge Mutter, die Musik nicht zu vernachlässigen. Auf dem Song „2013 Special Day“, den COPPU direkt nach der Geburt schrieb, baut sie einige Jahre später ein Sample ihre Sohnes ein, der darüber spricht, wie er als Säugling bereits die Liebe seiner Mutter zur Musik wahrnahm.
Schon zu Beginn ihrer Karriere beweist COPPU, dass ihr Geschlecht – und somit auch ihre Mutterschaft – kein Hindernis für ihre Träume darstellt. Im Jahr 2015 veröffentlicht sie mit „Schicksal“ ihr drittes Album über das Label IN DITCH des Rappers EI-ONE, der im Übrigen ihr Ehemann ist. Ihre Erfahrungen teilt sie mit dem Ziel, anderen (werdenden) Müttern Kraft zu spenden, auf ihrem eigenen Blog.
Auf ihren Tracks kombiniert COPPU direkte Aussagen mit einer eher zurückhaltenden, fast schon aufgesetzt freundlichen Sprechweise. Klaviermelodien und tanzbare Trap-Elemente sorgen für einen harmonischen Vibe, der COPPU genug Sicherheit bietet, um über persönliche wie ernste Inhalte zu sprechen. Sei es die Angst vor der Schwangerschaft, die Frage nach Geschlechterrollen und der eigenen Identität oder der Verlust geliebter Menschen: COPPU spricht an, was sie selbst bewegt. Keine Masken für die Öffentlichkeit und keine Themen, die gerade im Trend liegen, sondern ganz allein, was ihr durch den Kopf geht, bildet den Kern ihrer Alben.