Weites Land, ein dünner besiedeltes gibt es nicht. Um die drei Millionen Menschen leben in dem zwischen Russland und China eingequetschten Binnenstaat, ungefähr die Hälfte davon in der Hauptstadt Ulaanbaatar: Klar, wir sprechen von der Mongolei, einmal wieder. Dass es dort eine äußerst aktive Rap-Szene gibt, die regelmäßig auch beeindruckende Akteurinnen hervorbringt, haben uns Gennie oder Mrs M längst vor Augen geführt. Schon bei deren Porträts mühten wir uns redlich an der Überwindung der Sprachbarriere, der schieren räumlichen Distanz und der (zumindest aus unserer Sicht) äußerst bruchstückhaften Dokumentation ab. So schwer wie Hulan hat es uns allerdings noch keine gemacht, irgendetwas über ihre Person herauszufinden. Doch halten wir zunächst einmal fest, warum wir das überhaupt wollen:
Noch Fragen? „Single Girl“ war das, ein Track, mit dem Hulan 2015 ohne viel Firlefanz ihre Rap-Skills unter Beweis stellt. Und nicht nur die: In ihren Zeilen präsentiert sie sich als äußerst selbstbewusstes „Single Girl“, überhaupt nicht bereit, sich irgendwelchen traditionellen Rollenklischees unterzuordnen, und schon gar keinem Mann: „Учир нь чи эмэгтэй хүн алив бүгдийг даргал„, ruft sie dazu auf, nicht als Heimchen am Herd auf den Traummann zu warten. „Wenn du eine Frau bist, sei der Boss von allem.“ Produziert hat den Track Big Gee, spätestens seit ihn der britische Fotograf Alex de Mora auf einem riesigen Kamel durch die Stadt reitend porträtierte, einer der prominentesten HipHop-Artists des Landes.
Wie er, veröffentlicht Hulan bei einem Label mit dem absolut Suchmaschinen-untauglichen Namen REAL LABEL. Womit schon zwei Un-Googlebarkeiten zusammenkommen: Den Namen Hulan kann man dahingehend nämlich auch getrost in die Tonne treten. „Hulan“ bezeichnet zum einen eine Wildeselart, zum anderen hieß so die zweite Frau von Dschingis Khan, auch sie kein Heimchen am Herd, sondern eine Kriegerin, die ihre eigene Reiterhorde kommandierte. Ob ihr oder den Eseln zu Ehren: „Hulan“ scheint in der Mongolei ungefähr der verbreitetse Name von allen zu sein. Recherchen spucken eine Hulan aus, die eine Dissertation in organischer Chemie veröffentlicht hat, eine offenbar recht prominente Schauspielerin namens Hulan, eine ohne Frage begabte junge Sängerin, die 2018 bei „The Voice of Mongolia“ die Jury zu Tränen rührt … nur die Spuren von Hulan, der Rapperin, verlieren sich laufend in den Weiten der Steppe und des Netzes. Noch einmal zur Erinnerung, wir sprechen von ihr hier, die hier für „Achan“ mit Pop-Sängerin Tselmuun kooperierte, auch dieser Track produziert von Gee und erschienen bei REAL:
Dass diese Hulan rappen kann, wissen wir längst. Eventuelle Zweifel an ihren tänzerischen Fähigkeiten, wischen wir mit „Drop“ vom Tisch:
Yay, so viel Energie… eigentlich müsste das doch weit über die Grenzen der Mongolei hinaus Fans finden können. Das würde Hulan auch, jede Wette, so man sie denn fände. Wobei… vielleicht hat sie inzwischen einfach sinnvollere Dinge zu tun.
Sinnvoller als Rap??! Schwer vorstellbar, doch auf Hulans Instagram-Account lösen irgendwann Babyfotos die Bühnenbilder ab. Statt mit dem Mic in der Hand sieht man sie dort irgendwann erst mit Babybauch, dann mit einem Kind im Arm. Eine ziemliche Diskrepanz hierzu:
Ist diese Rap-Karriere also vorbei, bevor wir hier bei uns so richtig Wind davon bekommen haben? Nun, zum Glück stirbt die Hoffnung zuletzt. 2020 steht Hulan, allerdings mit K vorne, wieder im Line-Up einer Party des Triple X Hip Hop Music Festivals. Och, und guckt mal, wer sich im Jahr darauf unter den Künstler:innen findet, die die Initiative Next Level zwecks kulturellen Austauschs zusammengeführt hat:
So erfahren wir am Ende doch immerhin noch ein bisschen über diese faszinierende Person: Khulan Bayasgalan, so ihr bürgerlicher Name, entdeckte Rap für sich, als sie gerade 14 war. Hobbymäßig duellierte sie sich in Audio- und Text-Battles mit anderen HipHop-Addicts über das Internet. Das zog sich über etliche Jahre, mit 21 allerdings bekamen sie bei REAL LABEL Wind von ihrem Talent und nahmen sie unter Vertrag. Vier Jahre lang schraubte Hulan dort an ihrer Musik, ehe die Geburt ihres Sohnes, wie wir bereits vermuteten, die Prioritäten verschob: „Ich habe angefangen, darüber nachzudenken, wie ich meine Talente dazu nutzen kann, Kindern zu helfen.“ Ja, auch eine ehrenwerte Sache. Aber, wer weiß? Eine derart multi-begabte Frau findet vielleicht doch noch einen Weg, beides miteinander zu vereinbaren.
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