Bianca Costas Weg zur Musik inspiriert und stimmt gleichzeitig hoffnungsvoll. Noch vor drei Jahren rieten ihr nämlich zahlreiche Produzent:innen aus der Musikindustrie davon ab, an ihrem hybriden Sound aus Bossa Nova, Carioca Funk und Trap- und Electro-Beats mit Reggaeton- und Pop-Einflüssen festzuhalten. Entgegen aller Widrigkeiten zählt die 24-Jährige heute dennoch zu den gefragtesten Künstler:innen der französischen Musikszene. Mit Hits wie „Ounana“ oder „Falala“ featuring Bolémvn sorgt sie zudem international, insbesondere innerhalb der brasilianischen Community, für viel Aufsehen und setzt ein Zeichen für Selbstakzeptanz und kulturell-musikalische Vielfalt.
Bianca Costa kommt 1999 in Florianópolis im Bundesstaat Santa Catarina im Süden Brasiliens zur Welt und wächst, hauptsächlich von ihrem Großvater geprägt, in einem musikalisch äußerst aktiven Umfeld auf. Im Alter von fünf Jahren zieht sie mit ihrer alleinerziehenden Mutter nach Europa: zunächst nach Portugal, mit zehn Jahren dann nach Frankreich. All diese Zeit hindurch fühlt sich die Sängerin jedoch immer zutiefst mit ihrer brasilianischen Heimat verbunden. Im Interview mit NYLON France erzählt sie, dass ihr anfangs nicht nur die sprachliche Barriere in Frankreich zu schaffen gemacht habe, sondern vor allem die falschen Vorstellungen, Stereotype von Brasilien sowie die hässlichen Kommentare von manchen Menschen in Bezug auf ihre Mutter, ihre Herkunft oder ihren brasilianischen Akzent. Heute habe sie sich damit jedoch befriedet und für sich einen Weg gefunden, vor allem in ihrer Musik, in ihren Lyrics und in den Musikvideos ihre multi-ethnischen Einflüsse sowie ihre südamerikanische Herkunft zu zelebrieren.
Heute möchte ich der Welt zeigen, dass ich nicht so tun muss, als sei ich Französin oder so, um akzeptiert zu werden. Aber dieser Prozess der Selbstakzeptanz war nicht einfach und es hat lange gedauert, bis ich mich selbst verstanden habe.“
Bianca Costa im Interview mit NYLON France
Wenn die Musikerin also in ihren berühmten YouTube-Sessions („Bossa Trap Session“) Bossa Nova mit Trap mischt, oder Carioca Funk mit Drill, dann handelt es sich bei dieser vermeintlich wilden Mischung nicht nur um eine Liebeserklärung an den brasilianischen Teil ihrer Identität, sondern sie spiegelt auch den Prozess der Selbstakzeptanz von kultureller, klanglicher und stilistischer Vielfalt wider. Etwas, womit sich in Zeiten der Globalisierung sehr sicher zahlreiche junge Menschen identifizieren können.
Zum Glück für die Musikwelt und ihre weltweiten Fans hat Bianca Costa an ihrer Vision festgehalten und sich nicht von irgendwelchen musikindustriellen Gatekeepern reinreden lassen: Der Erfolg ihrer EPs „Florianópolis“ (2020) und „Le Baile“ (2022) spricht jedenfalls für die Künstlerin, die mittlerweile auch Tracks auf Französisch veröffentlicht. Bestes Beispiel dafür liefert ihr Banger „Olé Olé“, der im Sommer 2023 in nahezu jedem Club in Frankreich zu hören war, oder der Kollabo-Track „AHOO“ mit den Rapperinnen Chilla, Vicky R, Le Juiice und Davinhor für die Canal+-Dokumentation „Reines, pour l’amour du rap“ (dt. „Königinnen, aus Liebe zum Rap“).
Geschichten von jungen Künstlerinnen wie Bianca Costa lassen einen durchatmen und voller Vorfreude auf die Zukunft von populärer Musik fernab vermeintlicher Genre- oder kultureller Grenzen blicken. Mit etwas Glück dürfen wir uns noch in diesem Jahr auf das Debütalbum der Brasilianerin freuen.
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