Mit ihrem facettenreichen Sound und ihren sich ständig verändernden, bunten Looks repräsentiert Marcy Chin eine neue Welle jamaikanischer Talente, die mit ihrem Schaffen und Dasein frischen Wind in die globale Musikszene bringen. Wobei diese vermeintlich neue Welle, die dieses Allroundtalent anführt, gar nicht so neu ist.
Ihr Debüt gibt Marcy Chin, die mit bürgerlichen Namen Lonique Chin heißt, bereits 2013 mit ihrem Mixtape „Sex, Guns and Smoke“. Mit „When Again“ verzeichnet sie 2014 ihren ersten iTunes Reggae Chart-Erfolg und tourt in den nächsten zwei Jahren durch Europa und Südafrika. Seitdem vermischt die Künstlerin gekonnt die verschiedenen kulturellen und musikalischen Einflüsse ihrer Heimat in Songs wie „The Bounce“ oder „Gimme More„. Bei Chin fusioniert die rohe Energie des Dancehalls mit Elementen aus Neo Soul, HipHop, House, Trance und Pop. Das Ganze toppen die lyrischen Rap-Fähigkeiten der MC und ihre unverwechselbare Bühnenpräsenz. Dabei versteht sie sich selbst nicht nur als Rapperin, sondern auch als Entertainerin und Botschafterin jamaikanischer Kultur, die mit jedem ihrer Verses den Sound, die Mode und den Style Kingstons in die Welt trägt.
Auch wenn ihr 2016er-Hit „Mek It Bunx Up“ zusammen mit Deewunn erst kürzlich auf einer einschlägigen Social Media-Plattform inklusive einer Dance-Challenge viral ging, geht es Marcy Chin seit Beginn ihrer Karriere darum, ihrer Fan-Community – ihrer „Chin City“, wie sie sie liebevoll nennt – und dem anwesenden Publikum bei ihren Konzerten eine gute Zeit zu bescheren. So erklärt sie dem Kaboom Magazine gegenüber, dass ihr viel daran gelegen sei, dass sich bei ihren Auftritten alle amüsieren, in guter „Bounce it, mek it bunx up, shake it and twerk it“-Manier mitmachen und mit bleibender Erinnerung an den Abend nach Hause gehen. Die Menschen sollen sich an sie als Künstlerin erinnern, die auf allen Ebenen zu 100 Prozent überzeugt hat.
Keine kleinen Ansprüche, die sie damit an sich stellt. Aber Chin scheint diesem selbst auferlegtem Druck gewachsen zu sein, schaut man sich ihre Auftritte in den vergangenen Jahren beim Reggae Sumfest an, dem größten Musikfestival in Jamaika und der Karibik. Soviel Talent bleibt logischerweise auch außerhalb ihres Heimatlandes nicht unentdeckt, und so hagelte es bereits Lob von internationalen Kolleginnen und Kollegen, darunter Spice, Bounty Killer und Koffee. Den Sprung zur großen Weltkarriere oder in den globalen Mainstream strebt Marcy Chin allerdings (vorerst) nicht an, wie dem dancehallmag erst kürzlich verriet:
Mi nah move to America fi try buss now. Nah, I’m trying to do it from here. For me, it’s about getting more songs out there and gaining more fame locally, so when mi drop inna the America space, it’s as a big dog, not as some little girl trying to get some influencer-type fame, doing everything but music in videos.”
Wir haben jedenfalls keine Zweifel daran, dass Chin es mit dieser Zielstrebigkeit und mit ihrer künstlerische Version noch weit bringen wird. Ihren Platz in der männerdominierten jamaikanischen Musikszene hat sie sich allemal schon verdient. Damit setzt sie ein wichtiges Zeichen für viele weitere nachfolgende Generationen weiblicher Dancehall- und Rap-Artists.