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Die Arschlöcherinnen

Die Arschlöcherinnen

Die Arschlöcherinnen aus Nürnberg haben sich viel vorgenommen. Sie wollen nichts Geringeres, als das Patriarchat Hops zu nehmen. Schon der Name deutet an, welchen Kurs die Band einschlägt: einen queerfeministischen, der nonchalant für mehr FLINTA*-Künstler*innen auf den Bühnen streitet. Mit provokanten Texten und energiegeladenen Live-Shows hat sich das Duo, das live an der Trompete unterstützt wird, in den letzten zwei Jahren aus dem Umfeld der Hochschule für Musik heraus zu einem festen Bestandteil der lokalen Szene entwickelt. Ein kleiner Hype in Mittelfranken inklusive.

Nürnberg ist für vieles bekannt, allerdings weniger für eine florierende Rap-Szene – und schon recht nicht für eine explizit feministische. Umso größer die Aufregung, wenn fe*male MCs aus Mittelfranken in die Öffentlichkeit treten. So auch bei Die Arschlöcherinnen.

Beide wachsen mit Musik auf, lernen verschiedene Instrumente und entwickeln entlang ihrer frühen und aktuelleren Idole wie Britney Spears, Hanna Montana, Nina Chuba oder futurebae zunehmend den Wunsch, selbst einmal auf einer Bühne zu performen.

In der Hochschule und WG-Küche kommen Annika und Sabrina immer wieder musikalisch zusammen, bis sie sich unter dem Namen Die Arschlöcherinnen formieren. Seit 2023 machen sie zusammen Musik und treten beim Globalen Klimastreik in Nürnberg erstmals auf. Die Follower:innenerzahlen steigen innerhalb kürzester Zeit rasant an. Die Newcomerinnen schreiben und produzieren ihr Tracks selbst. Ihr Mix aus HipHop, Elektro und Pop überzeugt mit eingängigen Melodien, feministischen Parolen sowie einer humorvollen Prise Trash. Dass das nicht beliebig wirkt, beweisen ihre musikalischen Skills sowie die nahbare Darbietung.

Stop sexualizing other bodies, care about your own worries!“

– Lyrics „Nur ma‘ zur Norma“

Ihre prägnanten Botschaften ergänzen Die Arschlöcherinnen mit kurzen choreografischen Einlagen und kreativen Videos. In den Songs und Ansprachen an ihre Follower:innen thematisieren das Duo den sexistischen Normalzustand unserer Gesellschaft. Sie verlieren sich dabei nicht in abstrakten Analysen, sondern berichten ungefiltert von ihren Erlebnissen. Ihre Videos zu Themen wie Catcalling und der Belästigung von Frauen in der Club-Szene nehmen Männer explizit in die Verantwortung, die so wie die zwei Freundinnen betonen, ebenfalls unter dem Patriarchat leiden.

Müsst ihr euch das auch täglich geben?“

Die Arschlöcher:innen im Interview mit Radio Z, Lokale Leidenschaften

Sie erzählen persönliche Geschichten, die die patriarchale Gesellschaft schreibt und die im Leben der meisten FLINTA*-Personen vorkommen. Gleichzeitig vermitteln sie mit ihren selbstbewussten wie auch kreativen Umgang eine empowernde Perspektive, die aus der Grausamkeit der Tatsachen eine kämpferische Motivation schöpft.

Konsens ist hot. Übergriffigkeit not!“

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– Lyrics „Konsens ist hot“

Im Mai 2024 veröffentlichen Die Arschlöcherinnen ihre erste Single „Konsens ist hot“, die wie eine Handvoll weiterer Songs im lokalen Red Audio Studio aufgenommen wurden. Den bisherigen Tracks sollen noch mehr musikalischer Output folgen, die zwei Power-Queens planen mit weiteren Veröffentlichungen und einem nächsten Festival-Sommer. Die Resonanz ist groß, was die vielen Anfragen für Radio-Sendungen, Auftritte und Gigs auf Demonstrationen zeigen. Allerdings gibt es auch Nachteile, die mit diesem Workload einhergehen.

Man springt von der Arbeit direkt auf die Bühne“,

Die Arschlöcherinnen im Interview mit Radio Z, Lokale Leidenschaften

Wie sie im Interview mit Radio Z betonen, wird es immer schwieriger für die Bandmitglieder, ihre musikalische Karriere mit Lohnarbeit, Studium, Aktivismus und ihrem Privatleben zu jonglieren. Das Pensum von Die Arschlöcherinnen lässt sich nur mit Zugeständnissen bewältigen. Dieses Commitment wäre, so betonen die beiden, nicht ohne ihren politischen Antrieb und die Unterstützung ihrer Fans möglich.

Glamour, Party und Selbstbestimmung on fleek: Die Arschlöcherinnen zeigen, dass Musik mehr als nur Unterhaltung sein kann. Mit jedem Song und jedem Konzert rütteln sie, wie die vielen anderen fantastischen fe*male MCs dieser Welt, ein Stück mehr an den Fundamenten patriarchaler Strukturen und inspirieren ihre Zuhörer:innen dazu, sich ihnen anzuschließen. Das Patriarchat Hops nehmen? Jederzeit!

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