Farbige Latexmasken und nackte Haut gehören genauso zu der jungen MC namens Shoki, wie ihre unverblümte provokante Art, mit der sie die Szene seit 2020 als Teil des Berliner Kollektivs TIEFBASSKOMMANDO (TBK) ordentlich aufmischt. Ihre Solo-Karriere startet zwei Jahre später mit ihrem Track „Subs“ – und auch als Solistin nimmt die Rapperin kein Blatt vor den Mund.
Shoki, die süße Braut von nebenan. An unseren Sex denkst du noch ein Leben lang.69 ist meine Lieblingszahl. Mach deinen Job gut, danach machen wir’s (Ah)“
– Lyrics TIEFBASSKOMMANDO „Eine wie mich„
Shoki rappt offen über ihre sexuelle Lust und nimmt sich, was sie will. Sich selbst bezeichnet sie gerne als „feuchten Albtraum aller Mackermänner“ (World Wide Wohnzimmer). Ihre unmissverständlichen Tracks erzählen von Kinkiness, hartem Sex, Suff und Drogenrausch, endlosen ekstatischen Partynächten und überschreiten ganz bewusst die Grenzen des Sagbaren. Die Künstlerin nimmt ironisch Bezug auf ihre realen Erfahrungen und identifiziert sich offen und authentisch mit ebendiesem Lifestyle.
Wenn ihre Texte eins sind, dann ziemlich kontrovers und ganz bestimmt nicht jugendfrei. Ihre laszive Stimme gepaart mit harten Schepper-Techno-Beats der 2000er und Einflüssen aus dem Hyperpop verwandeln jedes Jugendzimmer und jede Bühne in eine Party. Spätestens ihr expliziter Song „Dirty Hobby“ mit TBK-Mitglied MC Kneipenkrieger, zu dem die beiden ein passendes Erotik-Tape auf OnlyFans veröffentlicht haben, verdeutlicht ihre musikalische Nähe zum Porno-Rap. Was für manche als obszönes Tabuthema gilt, bedeutet für die Rapperin Selbstbestimmung und Enttabuisierung ihrer weiblichen Sexualität. Denn das, was männliche Kollegen à la Frauenarzt und King Orgasmus One bereits seit vielen Jahren unhinterfragt praktizieren, kehrt die Musikerin kurzerhand perspektivisch um: In ihren Texten bricht sie mit misogynen Klischees, macht Männer zu ihren Sklaven und lebt ihre sexuelle Begierde und Dominanz offen aus. Im Interview mit der taz nimmt Shoki Bezug auf ihre Musik:
Männer rappen darüber, wie eine Frau auszusehen hat, dann sage ich eben auch, worauf ich bei Typen stehe“.
Mit ihrer Maske verschafft sich die Künstlerin Anonymität und hält sich auch im Rahmen von Interviews in Bezug auf ihre private Person bisher größtenteils bedeckt. Umso größer stellt sich für ihre Fans der Reiz dar, wenn Shoki vereinzelt Einblicke in ihre (Rap-) Persona gewährt. In den 1990ern in Köln geboren und in Berlin groß geworden, wächst sie mit der Musik von K.I.Z. auf, die sie inspiriert. Neben ihrer Rap-Karriere performt sie seit geraumer Zeit als DJ in der Clubszene. Dass sich die gebürtige Kölnerin bereits auf dem Weg vom Untergrund in den Mainstream bewegt, verdeutlicht nicht nur ihr gemeinsames Release im Jahr 2023 mit Ski Aggu auf der Single „Kappies im Slip“, die auf Spotify über 11 Millionen Klicks erreicht, sondern auch ihre monatlich wachsende Hörer*innenzahl von nahezu 400.000. Das in diesem Jahr erschienene Debüt-Album „Cumshot“ lässt ihre Fans wie gehabt in die Tiefen des Berliner Techno-Milieus eintauchen. Hier gelingt ihr mit derber Wortkunst aufs Neue der Bruch mit konventionellen Alltagsrealitäten hin zu hedonistischer Ekstase, hypersexuellen Fantasien und nicht zuletzt exzessivem Drogenrausch.