„Stilettos, Pumps, in the club / who ever thought that these girls would get crunk?” Immer wenn diese Zeilen durch meine Speakers pumpen, fühle ich mich wieder wie 15. Für mich war „Stilettos“ von Crime Mob einer der ersten All-Female-Rap-Songs, die ich bewusst wahrgenommen habe. Crime Mob, bestehend aus den beiden Rapperinnen Diamond und Princess, deren Bruder, Producer Lil‘ Jay, sowie den Rappern M.I.G. und Cyco Blank, waren noch in der Highschool als sie mit Songs wie „Knuck if you buck“ und ihrem selbstbetitelten Album im Jahr 2005 das Crunk-Movement aus Atlanta in die Welt hinaus trugen. Die Skills der beiden Female MCs stellten dabei alle anderen locker in den Schatten und wurden auf besagtem „Stilettos“ mit Featuregast Miss Aisha schließlich exklusiv zelebriert. Bemerkenswert: In der HipHop-Historie gab es, meinem Kenntnisstand nach, vor Crime Mob nur eine weitere gemischte Rap-Crew, die mehr als eine Rapperin am Start hatte: Three6Mafia, zu der zeitweilig sowohl La Chat als auch Gangsta Boo gehörten. Doch auch Crime Mob wären beinahe eine All-Male-Band geblieben. Weil ihr Bruder sie nicht dabei haben wollte, gründete Princess kurzerhand mit zwei weiteren Musikerinnen ihre eigene Rap-Crew. Eine von ihnen: Diamond. Nachdem die Ghetto Misses – so der Name des Trios – ihr Ende fanden, bündelten die beiden Rapperinnen mit Crime Mob ihre Kräfte – und der Rest ist Geschichte.
Crime Mobs Tracks bestachen durch eine besondere Härte, die keinerlei Kontrast zuließ – mit ihren Songs auf den Headphones fühlte sich jede Teenagerin wie ein Zwei-Meter-Hüne. Die Texte von Gewalt und Selbstermächtigung waren letztlich nur eine Reflektion ihrer Umwelt, gibt Diamond rückblickend zu Bedenken: “In school, we were dealing with peer pressure and getting bullied. No matter what you look like or what you have, we all experience that”. Crime Mob veröffentlichten zwei Studioalben, trotz massivem Gegenwind aus der Musikindustrie und der Gesellschaft. 2007 trennte sich Diamond schließlich von dem Quintett und wagte den Schritt zur Solo-Künstlerin.
So trat sie erstmalig 2009 mit der Single „Superbad“ mit Cee-Lo Green in Erscheinung. In den Folgejahren sollte Diamond unter anderem mit Gucci Mane, Ludacris, Trina, Eve, Nicki Minaj, Waka Flocka Flame, Shawnna sowie Yelawolf zusammen arbeiten und unzählige Mixtapes veröffentlichen. Und auch die Wege mit Crime Mob-Kollegin Princess sollten sich immer wieder kreuzen: Nachdem ein Interview mit den beiden auf Solanges letztem Album „When I Get Home“ gesampelt wurde, lud die R&B-Sängerin die beiden Rapperinnen schließlich zu einer Performance bei der Met Gala Afterparty ein. Das war der Anfang einer wunderbaren Reunion: Im letzten Jahr veröffentlichten die beiden MCs ihre längst überfällige gemeinsame EP. „Vagina Power“ ist ein Manifest auf das weibliche Geschlecht und sexuelle Befriedigung. Wenn wir also Solange nicht eh schon für unendliche Dopeness Dank schulden würden, dann auf jeden Fall für die Reunion von Diamond und Princess, die hoffentlich noch zahlreiche weitere, empowernde Tracks mit sich bringt.