Mit „Lo Material“ hat Geslybeth 2017 mal eben eines der meistgeklicktesten chilenischen Musikvideos aller Zeiten aus der Taufe gehoben. Über vier Millionen Views zählt das Video heute – eigentlich eine absolut astronomische Zahl für straighten BoomBap aus Chile. Und dennoch beweist dieser unverhoffte Hit einmal mehr, dass in Südamerika eine riesige Gemeinde an Old-School-Heads unter dem Radar der westlichen Welt schlummert und friedlich mit dem Kopf nickt.
„Lo Material“ ist entgegen der ersten Vermutung anhand des Titels vor allem eine antimaterialistische Hymne auf das simple Leben. Liebe macht glücklich, das ist die einfache wie gleichermaßen häufig vergessene Message. Liebe bringt dich höher als Kokain, als Geld sowieso. Eigentlich ist es wirklich schön zu sehen, wie dieser Mindstate in anderen Teilen der Welt immer noch Hitmaterial besitzt, während die Mainstream-Szenen hierzulande sowie in den USA immer mehr ins Materielle abdriften und eine Antithese wie „Lo Material“ gut gebrauchen könnten.
Leider ist es nach ihrem Überhit etwas ruhig geworden um Geslybeth. Eine kurze 5-Track-EP von 2017 schmückt noch den YouTube-Kanal der leidenschaftlichen Kraut-Connaisseurin. Danach sucht man vergeblich nach neuem Material. Auch auf Instagram reihen sich dieser Tage nur noch Cat-Content und Reisetagebücher an vereinzelte Selfies. Man könnte meinen, die Chilenin hat sich vielleicht auch aufgrund des unerwarteten Erfolgs aus der Musik zurückgezogen. Doch selbst wenn das der Fall seien sollte: „Lo Material“ eignet sich gerade 2020 besser denn je als entspannte Rückbesinnung im Loop für den perfekten Sommer-Abend auf dem Dach zwischen Joint und Weißwein. Prost!