Wer als Rapper*in etwas auf sich hält, muss auch erwähnen, wo die eigenen Wurzeln liegen. Bei Sima Noon ist das kein edgy Label und auch nicht der Ostberliner Plattenbau, sondern: Punk. Die Israelin ist unter dem Namen Sima Brami seit über zehn Jahren Leadsängerin der Band Not on Tour aus Tel Aviv. Die bringen keinen HipHop, sondern eine geile Mischung aus Hardcore und Poppunk auf die Bühne. Dabei war das mit der Band eigentlich nur als Witz gedacht: Als 2008 all ihre Freunde mit ihren Bands auf Tour gingen, gründeten sie spontan eine eigene, schrieben schnell ein paar Songs zusammen und buchten Shows. Das lief alles etwas besser als gedacht, die Band gibt es noch immer. Erst letzten Winter waren sie als Vorband von Feine Sahne Fischfilet auf Deutschlandtournee.
So unbedarft, wie Sima Bands gründet und ihre Musikstile wechselt, lässt sie die Musik auch schon mal komplett links liegen und versucht sich als Schauspielerin in so großartigen Trash-Filmen wie „Drugged Out Sexed Up“, einem Amateurfilm über einen dauerbekifften Möchtegern-Tarantino, oder „Freak Out“, einem Low-Budget-Horrorfilm über einen israelischen Militärstützpunkt mit einem düsterem Geheimnis. Wer sich in ihrer YouTube-Liste bis ganz nach unten wühlt, findet sogar Zeugnisse von einem Auftritt als Standup-Comedian – leider auf Hebräisch. Dafür sind ihre selbstgefilmten Nudelsuppen-Werbungen auch ganz ohne Sprachkenntnisse großartig.
Nun also Rap. Und so albern wie manche ihre Projekte auch scheinen: Die Musik nimmt sie ernst. Denn darin verarbeitet sie ihre eigenen Erfahrungen: ihre Kindheit, die geprägt war von der Parkinson-Erkrankung ihrer Mutter und die es ihr bis heute schwer macht, Beziehungen aufzubauen. Mit der politikkritischen, unangepassten und rotzigen Attitüde einer Punksängerin wettert Sima Noon aber auch gegen die, aus ihrer Sicht, immer religiöser und konservativer werdende Gesellschaft Israels und kämpft gegen den Chauvinismus der Rapszene an. Eine Liebeserklärung durfte in ihrem Debütalbum „Tedabri Kvar“ (übersetzt: „Sprich schon“) das im Frühling 2020 erschien, aber auch nicht fehlen: natürlich an den Punk. In „Sim sima“ rappt sie (auf Hebräisch):
The sweet taste of punk rock
We wanted to say it’s not ok
You’re not above the law
With hip hop I’m moving up
Spitting rock n roll like I’m all coked up