Es gibt sie ja immer wieder, die Musikerinnen und Musiker, die sich absolut ungooglebare Künstler*innen-Namen aussuchen. Für die aus einer Vorstadt von Los Angeles stammende Rapperin mit dem schlichten Namen Hook trifft das vollends zu. Ihren Spitznamen, den sie später zum Künstlernamen umfunktionierte, hat sie bereits seit Teenager-Zeiten. Damals sang Hook in der R&B-Girlgroup 2backwardz gemeinsam mit ihrer Schwester. Da sich die heutige Rapperin in ihrer Zeit in der Band vornehmlich die Refrains unter den Nagel gerissen hatte, bekam sie den Spitznamen Hook verpasst.
Dass die 21-Jährige vor guten zehn Jahren einmal Teil einer R&B-Band war, hört man ihrer Solo-Musik allerdings nicht mehr an. Ganz in Gegenteil: Die experimentellen und skizzenhaften Songs, die Hook auf ihre gefühlt im Monats-Rhythmus erscheinenden Mixtapes packt, klingen sehr rough und düster und haben viel eher etwas mit der aktuellen Welle an LoFi-Weirdo-Rap-Entwürfen von Leuten wie Earl Sweatshirt oder Medhane gemein als mit leicht verdaulichem R&B. Was aus der Zeit übrig geblieben zu sein scheint, sind die vielen extrem pointierten Punchlines, die manchmal angeberisch, manchmal hart und meistens einfach nur zum Lachen ausfallen. Ein Beispiel gefällig? „She said she wanna meet around noon / But I don’t fuck with 12, so I told her two”, rappt die junge Amerikanerin auf ihrem Anfang des Jahres erschienenen Mixtape „Crashed my Car“.
In mehreren Interviews erzählte Hook im Vorfeld zudem, dass das Projekt sich wirklich auf ihre Erfahrungen mit Autounfällen beziehe. Ganze neun Autos habe sie schon zu Schrott gefahren, und irgendwie passt das Szenario eines Autounfalls auch zu Hooks Sound. Wilde und meist unverständliche Adlips fliegen quer durchs Bild wie zersplitterte Fensterscheiben und Autoteile. Die meistens sehr harten Drums, die häufig nur aus einzelnen Kicks und ein paar herumschwirrenden Hi-Hats bestehen, klingen nach Aufprall. Hooks manchmal hektische, jedoch nie aus dem Takt gleitende Delivery tut ihr Übriges.
Allerdings ist ebenfalls zu beobachten, wie grundverschieden Hooks Songs und Projekte klingen können. Das wird schon deutlich, wenn man nur die Cover von ihrem aktuellen Mixtape „I love You 2, Hook“ und dem letztjährigen Tape „Bully“ gegenüberstellt: Während ersteres aus einer Collage von sehr spaßig wirkenden Kinderfotos besteht, macht das comichafte Artwork von „Bully“ dem Namen alle Ehre. Was allerdings immer gleich bleibt – egal, ob geflüstert oder fast geschrien – sind Stilsicherheit und Originalität in Sachen Flow, die ihr schon fast angeboren erscheinen.
Ihr Arbeitsethos ist zudem enorm. Seit sie 2019 für die Musik ihr Studium der Psychologie an den Nagel gehängt hat, stehen ganze sechs Mixtapes in ihrer Diskografie. Genauer gesagt, hat Hook seit ihrem selbstbetitelten Erstling im Schnitt alle zweieinhalb Monate ein Release gestemmt. Mit dem stetigen Output geht auch mehr und mehr der Erfolg einher. Das renommierte US-Magazin The Fader adelte sie unlängst als heißeste Newcomerin Kaliforniens und stellte eine sehr passende These auf: In nicht allzu langer Zeit dürfte die Künstlerin bei Google und Co. deutlich leichter zu finden sein, als das aktuell der Fall ist.