2019 war in Südamerika ein Jahr des Kampfes. Egal ob in Chile, Argentinien oder Venezuela – überall wehrte sich die Bevölkerung gegen korrupte Regierende, die sich auf dem Rücken des Volkes eine goldene Nase mit dem Ausverkauf von Bodenschätzen oder Sozialsystemen verdienten.
HipHop hat sich dabei zur Sprache des Protestes entwickelt – so auch in Ecuador. Eine Aktivistin, die seit Jahren für die Rechte von LGBTQ+-Personen und Indigenen kämpft, ist Caye Cayejera. Auf ihrem Instagramprofil ruft sie immer wieder zu Protesten gegen die neoliberale Regierung des Präsidenten Lenín Moreno auf – und liefert den passenden Soundtrack dazu.
Ihr Song „Somos la rabia del pueblo“ („Wir sind der Zorn des Volkes“) ist nicht nur eine Single, sondern gleichzeitig auch eine Mobilisierung zu Studierendenprotesten, bei denen Student*innen im Mai diesen Jahres Universitäten besetzten, um gegen die Einsparungen im öffentlichen Bildungswesen zu protestieren.
Doch Caye Cayejera ruft nicht nur zu Streiks in den Städten Ecuadors auf, sondern engagiert sich auch für die Rechte der indigenen Völker. Seit 2006 kämpft das Volk der Shuar gegen eine chinesische Kupfermine, die auf dem von ihnen bewohnten Gebiet gebaut werden soll. Mit der Zeit kriminalisierte die ecuadorianische Regierung die Proteste des indigenen Volks und verhängte den Ausnahmezustand, als bei den Protesten gegen Verhaftungen von Shuar-Anführer*innen und Mitarbeitenden der NGO Acción Ecológica ein Polizist getötet wurde. Caye Cayejera veröffentlichte daraufhin ihren Song „Lucha eterna“ („Ewiger Kampf“) im Jahr 2016, auf dem neben der Rapperin auch Shuar-Frauen vertreten waren. Ihre Tänze und Lieder bildeten die Grundlage für das Sample, über das die Frauen wütend ihre Lines gegen den Neoliberalismus und die Zerstörung der Umwelt spitteten.
2015 erschien die EP „Manténgase“ („Bleib!“), für das Caye Cayejera ihren Wurzeln in den Anden auf die Spur ging. Heraus kam eine vielseitige Platte, auf der neben HipHop-Songs auch Reggae-, Electro- und traditionelle Einflüsse zu finden sind. Auf „Manténgase“ beweist Caye, dass sie nicht nur gut rappen kann, sondern auch abseits des klassischen HipHop musikalisch äußerst begabt ist.
Trotzdem: Wer einen Zugang zur Musik der Ecuadorianerin finden will, sollte sich für südamerikanische Politik interessieren – Caye Cayejera macht nicht nur Rap, sie macht Musik für die Revolution. Egal ob Femizide, soziale Ungleichheit oder Indigenenrechte: Es gibt kaum einen politischen Kampf, in dem sich die Rapperin nicht engagiert. Wer damit etwas anfangen kann, findet wohl nur wenig andere südamerikanische Rapperinnen, die nicht nur solche Skills haben, sondern auch musikalisch so anspruchsvoll sind wie Caye Cayejera.