In der Regel klingen Sätze wie „Alles geschieht aus einem Grund.“ oder „Lass dich einfach (vom Lauf des Lebens) treiben.“ wie willkürliche Floskeln aus einem billigen Abrisskalender – kennt man zur Genüge, braucht eigentlich keine:r!
Kommen sie allerdings aus dem Mund einer Künstlerin wie Greentea Peng, dann nimmt man ihr diese Aussagen nicht nur ab, sondern ist zudem auch gewillt, sich auf die Suche der eigenen (spirituellen) Stimme zu begeben. Lässt man während dieser Findungsphase dann auch noch die Musik von Arie Wells, so Greentea Pengs gebürtiger Name, auf sich wirken, steht der inneren Metamorphose nichts mehr im Wege.
Dabei bezeichnet sich die 25-jährige Londonerin selbst gar nicht mal als spirituelle Persönlichkeit und dennoch ist es genau das, was sie als Künstlerin in ihrer Musik und Erscheinung so ausmacht: eben jener spritiuelle Vibe in ihrer Erscheinung, gepaart mit ihrer charakteristischen Lo-Fi-Ästhetik im Sound und bildstarken sowie ehrlichen Lyrics, die durch Greentea Pengs warme Stimmfarbe nochmal an Intensität gewinnen. Beispielsweise dann, wenn sie in einem Song wie „Moonchild“ aus ihrer ersten EP „Sensi“ (2018) darüber singt, dass kein Geld der Welt jemals wahre Erfüllung bringen wird. Oder wenn sie, wie in ihrem jüngsten Release, der Single „Hu Man“, zu klassischen Bossa-Nova-Sounds über Identitätsfindung in der heutigen Moderne philosophiert:
„Searching for balance, praying for clarity
(aus „Hu Man“, 2020)
Ma stripped me naked, take this identity
Tell me it’s unity
In Lak’ech Ala K’in
I am you, you are me“
Musikalisch zwischen R&B, HipHop, TripHop, Jazz, Pop sowie zahlreichen weiteren Musikeinflüssen erinnert Greentea Peng stimmlich immer wieder an Größen wie Erykah Badhu oder Amy Winehouse. Sie selbst betitelt ihre Musik gerne auch als „Psychedelic R&B“. Nicht selten liest man in diesem Zusammenhang auch das Statement, Greentea Pengs Musik ginge runter wie ein warmer, mit Honig gesüßter Schluck Tee an einem entspannten Sonntagnachmittag – ihr Künstlerinnenname ist also Programm.
Erst 2018 erschien die bereits erwähnte Debüt-EP „Sensi“. 2019 folgte der Nachfolger „Rising“ – inklusive dem Ohrwurm-Garanten „Mista Sun (Miss Da Sun)“. Ingesamt präsentiert sich Greentea Peng auf „Rising“ mit einem wesentlich leichteren, durch Funk inspirierten Sound. Die musikalische (Weiter-)Entwicklung zieht sich bei Greentea Peng auch durch das Jahr 2020: Neben bereits erwähnter Bossa-Nova-Single „Hu Man“, sind neuere Singleauskopplungen wie „Ghostown“ oder „Soulboy“ hingegen eher stark von Reggae-Elementen geprägt.
Ganz unabhängig davon, ob man nun auf der Suche nach der eigenen (spritiuellen) Stimme ist oder nicht: Greentea Peng und ihre Musik sollte man einfach mal auf sich wirken lassen. Zum Beispiel an einem Sonntagnachmittag. Mit einer warmen Tasse Tee. Was hat man schon zu verlieren? Das Mindeste, was passieren kann, ist, dass der eigene Kosmos um eine weitere großartige Musikerin bereichert wird – und genau deswegen sind wir doch hier, nicht wahr?