„Ich finde es ist immer ein Stück, das ich von mir rausgebe, so wie ein Stück Küchen. Aber ich zwinge halt niemanden, den Kuchen zu essen.“ So spricht Nicool über ihre Musik, die sie als persönlich empfindet. Die Luxemburgerin, die sich selbst als „authentisch“, „humorvoll“ und „lieb“ beschreibt, sprüht vor Humor und Talent. Man glaubt kaum, dass Rap nur ihr Hobby ist.
Hauptberuflich arbeitet Nicool als Kinder- und Jugendpsychologin, daher trennt sie Arbeit und Musik strikt voneinander. Wenn sie aber einmal eine Ausnahme macht, entsteht ein Song wie „8002 6002“ mit Dany Le Loup, in dem sie auf das luxemburgische Péitrusshaus, eine Kriseneinrichtung für Jugendliche in Not, aufmerksam macht. Laut Nicool brauche das Projekt mehr Sichtbarkeit, da es sinnvoll, doch nie voll besetzt sei. Hier erwähnt die Rapperin bescheiden ihren „großen, großen Traum“: Eines Tages möchte sie einen Therapieservice aufmachen, der Musik und Therapie verbindet, da sie beides am meisten im Leben liebe.
Musik gefiel ihr also schon immer, Rap catchte Nicool hingegen erst, als sie 2016 ein Rap-Konzert besuchte, das sie total faszinierte. „Und dann habe ich angefangen zu schreiben und nie wieder aufgehört“, rekapituliert sie lachend. Vorher habe sie für sich Tagebuch, auch einmal für Poetry-Slams geschrieben, bis sie nach dem Konzert „geswitcht“ hat. So begann sie mit Freestyle, rappte an der Uni in Brüssel auf Französisch und veröffentlichte auf Luxemburgisch. Ihr Debüt „Den Ufank vum N“ erschien 2019, 2020 folgten die drei Singles „Stolz“, „8002 6002“ und „Kappa“. Letztere entstand übrigens im Rahmen der Backspin International Session.
Während ihr Debüt Alltagsthemen anspricht, ist „Stolz“ eine Hymne für Geschlechtergleichheit. Damit möchte Nicool die Aufmerksamkeit auf die „Égalité“ der Geschlechter legen und zeigen, dass auch Männer unter Stereotypisierung leiden, wie zum Beispiel unter der Tabuisierung des Zeigens von Gefühlen. Für die Luxemburgerin bedeutet Feminismus nämlich Augenhöhe in der Debatte. Daher nervt es sie manchmal, dass bei ihr statt der Musik „dieses Frausein immer im Vordergrund“ stehe. Trotzdem müsse ja irgendwer den ersten Schritt machen.
Dennoch betont Nicool deutlich, dass sie mit Humor arbeitet, um sich zu distanzieren. „Ich find’s immer sehr schwer, etwas zu kritisieren. Ich finde, dass man nie alles wissen kann (…) und deswegen nutze ich Humor.“ Wenn sie eine Idee umsetzen möchte, diskutiert sie mit Freunden und Fremden, da sie Rap nutzt, „um denen eine Stimme zu geben, die keine Stimme haben“. Ihr Ziel? Sie möchte Menschen begeistern, deren Selbstbewusstsein und Ehrgeiz fördern.
Der Sound von Nicool wirkt leicht, der Flow weich, trotz der härteren Tracks. Musikalisch lehnt sie sich unter anderem an BoomBap-Elemente, doch künftig möchte Nicool eleganter werden. Sie spielt mit verschiedenen Genres, arbeitet zurzeit sogar an einem Akustik-Song, weshalb wir auf die Zukunft gespannt sein können. Bald wird Nicool eine weitere Single veröffentlichen, und irgendwann soll ein Album folgen.
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