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Hoodzy

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Drill aus Australien gilt eher als Seltenheit. Dass es sich bei Hoodzy auch noch um eine Frau handelt, die sich auf die Fahne geschrieben hat, den populär gewordenen Untergrund-Sound aus Chicago nach Down Under zu bringen, dürfte bei nicht wenigen Anhänger:innen der sehr männlich konnotierten Drill-Szene durchaus für erhobene Augenbrauen sorgen. Ihr Alter von gerade einmal 17 Jahren setzt dem Ganzen die Krone auf. Doch auch wenn Hoodzy in ihrer Heimat noch nicht einmal auf legalem Weg ein Bier kaufen darf, besitzt die Australierin eine so druckvoll düstere Stimme, die absolut ihresgleichen sucht. 

Der große Vorteil, den Millennials haben, stellt ziemlich sicher die Tatsache dar, dass es heutzutage auf den Schulhöfen dieser Welt nicht mehr nur um Fußball und Boybands geht, sondern vor allem um Rap. So war es auch für Hoodzy, die sich in sämtlichen Pausen zwischen den Bissen ins Pausenbrot mit ihren Mitschüler:innen Rap-Battles lieferte. Dank ihrem großen Bruder, der ihr schon in sehr jungen Jahren die Musik von Biggie zeigte und mit dem sie eindringlich sämtliche Texte der New Yorker Legende studierte, bis sie diese im Schlaf auswendig aufsagen konnte, hatte schon in der Mittelschule niemand eine Chance im Battle gegen Hoodzy. Das ist bis heute so geblieben. 

Auch ihr spektakuläres Einfallen in die australische Szene sorgte vor gut einem Jahr für diverse heruntergelassene Kinnläden zwischen Perth und Sidney. Ihre Debütsingle „Hardcase“ wählte die öffentlich-rechtliche Radio-Station triple j als Startschuss für deren neues Rap-Format Bars of Steel aus. Mit welch ausgereiften Flow die damals 16-Jährige den Bass-getriebenen Beat zersägt, ist absolut außergewöhnlich. Allerdings betont Hoodzy von Anfang an, woher ihr perfektionistisches Arbeitsethos kommt. In der Profil-Beschreibung bei Bars of Steel schreibt die Newcomerin, dass die Chancen, es an die Spitze der Musik-Industrie zu schaffen, für sie als weibliche, dunkelhäutige und queere Person gegen null gehen. 

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Entgegen aller Prognosen ist Hoodzy nun, rund ein Jahr nach ihren Debüt, auf dem besten Weg, um durchzustarten. Mittlerweile hat sie beim Major-Sublabel Forever Ever unterschrieben und sollte diesen Sommer eigentlich von Festival zu Festival reisen. Letzteres musste leider Corona-bedingt verschoben werden. Vielleicht bedeutet die Wartezeit allerdings nur, dass die Bühnen, auf denen Hoodzy, wenn diese ganze Pandemie-Geschichte endlich vorbei ist, stehen wird, lediglich noch größer und noch internationaler sein werden. Zumindest in die internationale Musikpresse hat Hoodzy es inzwischen geschafft. Spätestens, wenn man im NME über die Australierin liest, fällt einem auf, wie gut sich der australische Akzent eigentlich auf einem Drill-Beat macht. 

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