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Blondie

Blondie

Blondie? Ist das nicht die kultige New Wave/Pop-Rock-Band um die krasse Frontsängerin Deborah »Debbie« Harry aus den 1970/80er Jahren? Ja, genau die ist es!
Und nein, um der Frage zuvor zu kommen, wir hatten nicht bereits ein paar Sektchen zu viel intus, als wir die Auswahl für das heutige Portrait getroffen haben. Blondie bzw. insbesondere Deborah Harry haben Ihren Platz in unserer 365 Female* MCs Reihe nämlich aus gutem Grund wohlverdient. Was viele HipHop- und Rap-Fans nämlich nicht wissen: Im Januar 1981 schrieb die Band mit ihrem Song „Rapture“ wahre Rap-Musikgeschichte!

Denn auch wenn zu diesem Zeitpunkt schon HipHop-Größen wie Grandmaster Flash, Afrika Bambaataa oder Kurtis Blow bereits seit einigen Jahren aktiv waren und vereinzelt auch schon kommerzielle Erfolge mit ihrer Musik feierten, waren es Blondie, die mit „Rapture“ den ersten Rap-Song überhaupt auf Platz Eins der US-amerikanischen Billboard-Charts setzten!

Man kann in diesem Zusammenhang davon halten, was man mag, dass ausgerechnet eine weiße Band zum damaligen Zeitpunkt mal wieder einen derartigen Erfolg mit schwarzer Musik hatte. Fakt ist allerdings, dass die Rap-Parts in der zweiten Hälfte des Songs alle von der wunderbaren Deborah Harry gespittet wurden und diese sich dabei gar nicht mal so schlecht anstellte. Wenngleich man zugeben muss, dass die Lyrics eher einen komödiantischen und albernen Charakter hatten – siehe Reime à la „mars“ auf „cars“. Dieser Umstand schadete dem Erfolg des Songs letztlich jedoch in keiner Weise:

And it comes right down and lands on the ground
And out comes a man from Mars
And you try to run but he’s got a gun
And he shoots you dead and he eats your head

And then you’re in the man from Mars
You go out at night eatin‘ cars
You eat Cadillacs, Lincolns too
Mercurys and Subarus“

aus „Rapture“ von Blondie (1981)

Dabei ging es Debbie Harry und den anderen Bandmitgliedern nicht etwa darum, sich über die in New York zunehmend populärer werdende Rap-Musik lustig zu machen. Im Gegenteil, die Bandmitglieder waren damals selbst viel auf HipHop-Parties und Szeneveranstaltungen in N.Y. unterwegs. Denn auch wenn wir heutzutage Rap-Musik eher eine sehr harte und explizite Sprache unterstellen, so war es damals – der Spontanität der Beiträge auf Freestyle- und Jam-Sessions geschuldet – durchaus gängige Praxis unter Rapper:innen, einfach drauf los zu rappen. Auch wenn dabei unsinnige Reime zustande kamen. Abgesehen davon verweisen einige Zeilen in „Rapture“ sogar würdigend auf HipHop-Pioniere wie beispielsweise Grandmaster Flash oder auch Fab 5 Freddy, mit denen die Band damals schon seit einigen Jahren Freundschaften pflegten. Insofern ließen sich Blondie viel eher von dieser Art Musik zu einer Zeit inspirieren, als HipHop und Rap außerhalb der USA noch recht unbekannt waren.

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Mit Sicherheit sind Blondie und auch ihr Song „Rapture“ nicht die ersten Dinge, die einem einfallen, wenn man an die frühe Evolution der HipHop-Kultur in den 1970er/80er Jahre der USA denkt. Dennoch sollte der Stellenwert dieses Stücks in der Musikgeschichte nicht klein geredet werden: Tatsache ist nun mal, dass Rap-Musik Anfang der 1980er Jahre noch hauptsächlich fernab der Mainstream-Popkultur und dementsprechend eher im Underground stattfand. „Rapture“ fungierte in diesem Zusammenhang als wahrer Türöffner und Game Changer: Bis zur Veröffentlichung des Tracks weigerten sich nämlich die Mehrheit der öffentlichen Radiosender, Rap-Musik zu spielen. Der Song trug also maßgeblich dazu bei, dass Rap fortan einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurde. Mal ganz abgesehen davon, dass sich bis heute die Legende hält, „Rapture“ sei für einige Wu-Tang Clan-Mitglieder der erste Kontakt mit Rap gewesen.

Wir sind auf jeden Fall große Fans dieser legendären Disco-Funk-Goofy Rap-Nummer der frühen 1980er Jahre und könnten uns keinen besseren Tune vorstellen, um uns vom ereignisreichen Jahr 2020 zu verabschieden und das hoffentlich vielversprechendere 2021 zu begrüßen. Wie Debbie Harry schon rappte: „Hang each night in rapture“ – so nun also auch in dieser Silvesternacht!

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