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Keyla K

Keyla K

„Musik aus Guinea lässt sich nur schwer exportieren. Es mangelt an allem: an Promoter:innen, Producer:innen, an Förderung…“ Wer jemals versucht hat, sich über das musikalische Angebot des westafrikanischen Landes schlau zu machen, ahnt, dass Keyla K damit wahre Worte spricht. Noch schwieriger gestaltet sich die Angelegenheit, sobald es um HipHop geht: „Rap genießt in Guinea keinen besonders hohen Stellenwert.“ Keyla K allerdings betrachtet das jedoch nicht als Hindernis, zumindest nicht nur: Sie fühlt sich berufen, Rap aus ihrem Heimatland auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen und ihm zudem ein frisches und vor allem weibliches Gesicht zu verleihen.

Das erscheint auch bitter nötig: Ist Rap schon unterrepräsentiert in Guinea, so sind es Frauen* gleich doppelt. „Ich schätze, das liegt daran, das Mädchen Rap für ein Männerding halten“, mutmaßt Keyla K, die eigentlich Kadiatou Conté heißt, im Interview mit dem Amina-Magazin. „Es gibt wirklich wenige weibliche Rap-Acts. Sie sind praktisch alle verschwunden. Zu meiner Zeit gab es immerhin die Ideal Black Girls. Ich habe geliebt, was sie getan haben, sie haben mich dazu gebracht, selbst Musik zu machen.“ Als weitere Vorbilder führt sie Westlife und Alicia Keys an, daneben französische Granden wie MC Solaar oder I AM.

Ihr Talent entfaltet sich bereits früh, trotzdem verliert Kadiatou über ihrer Begeisterung für Musik ihre Ausbildung nicht aus den Augen. Geboren im Dezember 1993 in Conakry, der Hauptstadt Guineas, wächst sie an der Elfenbeinküste auf. Dort beginnt sie auch ihr Studium. Ihren Abschluss in Kommunikationswissenschaften macht sie jedoch nach ihrer Rückkehr in ihr Heimatland. Auch, wenn ihre ersten Texte schon zu College-Zeiten entstehen: Die Debüt-Single mit dem bezeichnenden Titel „Apelle Moi Keyla“ veröffentlicht sie erst nach dem Ende ihres Studiums. Es folgt ein erstes Mixtape 2016, zwei Jahre später kündigt sie ihr Debütalbum an.

„Ich verstehe mich als Lautsprecher für die Herzensschreie der Menschen“, fasst sie ihre eigene Motivation und Entschlossenheit zusammen. Rap ist in ihren Augen allzu oft ein Egotrip; darüber gerät sein Potenzial, Botschaften zu transportieren, häufig in Vergessenheit. Keyla K kann aber nicht nur spitten, sondern auch mehr als passabel singen. „Ich hätte auch beim R&B landen können“, erklärt sie den Guinée News. „Aber Rap bot mir bessere Möglichkeiten, die ganze Wut und Bitterkeit in etwas Positives zu verwandeln.“ Ihre Musik betrachtet Keyla K als „Botschaft von Herzen“ und zugleich als „Appell ans Gewissen“. Entsprechend gestalten sich ihre Inhalte: Keyla rappt über politische und gesellschaftliche Themen wie die (fehlende) Einigkeit Afrikas, Genitalverstümmelung oder, ganz aktuell, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie genau so engagiert wie sie vergnügliche Partyhymnen in die Runde feuert.

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Achtsame Texte, politische Statements und Spaß schließen sich in ihrer Welt so wenig aus wie Musik und Bildung. „Meine Mutter ist mein größter Fan, sie hat mich immer unterstützt und gefördert“, so Keyla K, die ihren Vater schon 2005 in sehr jungen Jahren verlor. „Aber sie hat auch stets ein wachsames Auge auf meine Ausbildung gehabt.“ Möglicherweise legte das den Grundstein für die Überzeugung, dass ein Studium die beste Basis für Künstler:innen darstellt: „Ich glaube an die Kraft der Texte“, betont sie. „Musik und Wissen gehen immer Hand in Hand.“ Gefragt nach dem besten Handwerkszeug, empfiehlt sie: „Enthusiasmus, Fleiß und Liebe zur Sache“. So erwirbt man sich einen Ruf als Revolution des Female Rap aus Guinea – und damit lässt sich dann locker auch die Apokalypse lostreten. Are you ready?

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