Linda Black Hard gilt zweifelsohne als absolute OG der arabisch-sprachigen Rap-Welt. Bereits 2004 startet die 1990 in Bordj Bou Arreridj im Osten Algeriens geborene Rapperin ihre ersten Gehversuche auf Beats. Auch wenn sich ihre frühe Musik nur noch in sehr entlegenen Ecken des Internets finden lässt und Streamingdienste wie Spotify bis heute nicht in den Genuss ihrer Musik kommen durften, hält Linda Black Hard seit über 15 Jahren die Fahne für HipHop in Algerien hoch. Auf YouTube versammelt sie mittlerweile absolut zurecht Millionen an Klicks, unzählige Musik-Videos und Freestyle-Sessions.
Weder stilistisch noch inhaltlich lässt sie sich dabei wirklich eingrenzen. Von klassischen 90BPM-Kopfnickern, die straight aus dem New York City der 90er Jahre kommen könnten, bis zu moderneren Trap-Sounds bleibt die Palette breit. Am prägnantesten wirkt allerdings die druckvoll aggressive Stimme, mit der die Algerierin die Silben nahezu in den Beat hackt. Laufen manche der besonders harten Songs für einige Zeit im Loop, scheint der Gedanke nicht weit, dass Black Hard nur diese eine harte Delivery drauf hat. Doch genau dann packt sie wie aus dem Nichts ihre mindestens genauso starke Gesangsstimme aus und überrascht dich noch einmal aufs Neue.
Sprachlich wechselt die 31-Jährige dabei fließend zwischen Englisch und Arabisch, für ihre messerscharfen Doubletime-Passagen bleibt sie jedoch im Normalfall in ihrer Muttersprache. Thematisch spannt Linda den Bogen vom simplen Auseinandernehmen einiger Wack-MCs, wie beispielsweise die Gewinner-Crew einer hochdotierten Casting-Show, bis hin zu sozialkritischen Inhalten. In ihrem Song „Nisf elkawn“ von 2018, dessen Titel auf Deutsch soviel wie „Das halbe Universum“ bedeutet, setzt sie sich für Frauenrecht ein und macht auf Männer aufmerksam, die lediglich vorgeben, sich für die Rechte von Frauen zu interessieren, hinter verschlossenen Türen aber weiterhin ihre frauenverachtenden Werte ausleben. Ebenfalls stellt sie sich mit Hilfe des obligatorischen NWA-Samples gegen die Polizeigewalt, unter der ihre Community und auch sie selbst immer wieder zu leiden hat.
Wer ein Herz für arabisch-sprachigen Rap oder einfach nur sehr gute BoomBap-Beats mit absurd aggressiven Flows hat, kommt an Linda Black Hard in keinem Fall vorbei.