Beginnt man mit der Recherche zu Lost Souljah und ihrem bisherigen musikalischen Werdegang, so könnte man sich recht schnell täuschen lassen und davon ausgehen, man habe es hier mit einer neuen vielversprechenden Stimme der britischen Grime-Szene zu tun. Tatsächlich handelt es sich bei der Nord-Londonerin indischer Abstammung jedoch um alles andere als eine Newcomerin.
Bereits im Jahr 2003 arbeitete Lost Souljah mit dem bekannten HipHop-Produzenten Lewis Parker zusammen und recordete ihre ersten Bars für den Track „Blood“ auf Parkers damaliger EP „The World of Dusty“. Von Beginn ihrer Karriere an überzeugte Lost Souljah vor allem mit ihren vielseitigen Rap-Fähigkeiten: Entgegen ihrem eher zierlich wirkenden Erscheinungsbild, performt die MC seit jeher mit einer beeindruckenden Power und Präsenz in ihren Tracks. Ein Aspekt, der nicht unbemerkt blieb und Lost Souljah als unabhängige Künstlerin ohne Label und ohne Management im Laufe der Jahre durchaus einige Türen eröffnete: Nachdem Lewis Parker Mitte der 2000er Jahre eng mit Wu-Tang Clan-Mitglied und Rapper Ghostface Killah an seinen Platten „Fishscale“ (2006) und „More Fish“ (2006) gearbeitet hatte, lernten sich auch die beiden MCs kennen. Nur kurze Zeit später supportete die junge Rapperin Ghostface Killah auf seiner UK-Tour.
In den folgenden Jahren wurde es zunächst ein wenig ruhiger um Lost Souljah, zumindest lassen sich keine Releases oder Informationen darüber finden, was künstlerich bei der MC um die 2010er-Wende ablief. Wobei nicht davon auszugehen ist, dass Lost Souljah tatsächlich untätig war, im Gegenteil: 2013/2014 trat sie wieder wesentlich präsenter in Erscheinung und hatte in puncto Technik und Skills nochmal um einiges zugelegt. So performte sie unter anderem in den BBC Maida Vale Studios und legte einen krassen Freestyle mit Mic Righteous beim BBC Radio 1 hin („Burban in the Booth“). Nicht minder beeindruckend war auch ihr Freestyle für Charlie Sloths „Fire In The Streets“ im Jahr 2014. Es überrascht nur wenig, dass Lost Soujah sich im selben Jahr noch bei einem Rap-Wettbewerb des Radiosenders CapitalXtra als Gewinnerin durchsetzen konnte und letztlich einen Feature-Part auf dem Track „Battle Cry“ von US-Rapgröße Angel Haze ergatterte. Nur kurze Zeit später droppte Lost Souljah dann auch ihre erste eigene Single „Mic Check“ und kündigte ihre EP an. Der Sound und Style von „Mic Check“ ließ bereits erahnen, was sich dann in den darauffolgenden Jahren stetig manifestierte: Mit ihrem vielfältigen Rap-Stil, ihrem krassen Flow und der Bühnenpräsenz hat sich Lost Souljah zu einer der spannendsten Grime-Artists der subkulturellen UK-Szene entwickelt.
2015 veröffentlichte sie mit UK Garage-Produzent Sunship die gemeinsame EP „Sunship vs Lost Souljah“, 2016 kam es dann zur Zusammenarbeit mit Grime-Künstler Saskilla für den Track „Falaraki“ – ein absoluter Grime-Banger, der einem durchaus von dem ein oder anderen Clubbesuch (vor Corona) bekannt sein könnte. Gleiches gilt im Übrigen auch für ihre jüngste Single „Head To Toe“ (2019) featuring WAVE Gang’s Jon E. Clayface.
Mit zahlreichen Auftritten bei szenenrelevanten Grime-Events wie Eskimo Dance oder Grime Originals hat sich Lost Souljah mittlerweile einen Namen in der Szene gemacht, der auch über die Ländergrenzen hinausgeht. Zudem ist sie Teil des Kollektivs „Girls of Grime“, das 2017 von Shakira Walters ins Leben gerufen wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Sichtbarkeit auf die Stimmen und Arbeit von weiblichen MCs, DJs und Kreativen der lokalen Grime-Szene zu lenken.
Man kann auf jeden Fall gespannt sein, wohin die Reise für Lost Souljah und die „Girls of Grime“ geht – für 2021 sind auf jeden Fall bereits einige Releases angekündigt!
awesome