„My music is a feeling. We live it. We share it like we would share a Kebab.“
Hiermit lasse ich Mosty sich selbst introducen. Mosty, das ist eine vielversprechende ivorische Newcomerin, die mit ihrem Charisma, „Noussi“1-Flow und Punch während der letzten neun Monate die französisch-ivorische Rapszene aufmischt.
„Ivoirien est chaud“ droppte am 19. März und beweist genau dies: Ivorian Rap ist heiß, die Rapper:innen hungrig und mittendrin die Powerfrau: Mosty. Sie steht noch am Anfang ihrer Karriere, doch ihre Musik lässt ihre geballte Energie spüren. Sie repräsentiert zusammen mit ihrem Team die Elfenbeinküste in Paris und erobert Frankreich mit ihrer Musik. „Ivoirien est chaud“ sowie ihre EP „Aya de Didiévi“ zeigen, wie.
Spulen wir zurück in ihre Kindheit, sehen wir die drei Jahre alte Nolwen Kouadio, wie Mosty mit bürgerlichem Namen heißt, die in ihrer Nachbarschaft anfängt, zu tanzen. Die Szene spielt in ihrer Heimat, der Küstenregion Port-Bouët im Süden von Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste. Hier wächst sie als Jüngste von fünf Geschwistern bei ihrem Vater auf. Aus ihrer ersten Leidenschaft, dem Tanz, entsteht ihre Beziehung zur Musik. Zuhause nährt sie ihr rappender älterer Bruder unterbewusst mit Raplyrics und -beats, während ihr Vater die Wurzeln für traditionelle ivorische Musik legt. Seit sie selbst künstlerisch und musikalisch tätig ist, beschäftigt sie sich viel mit der ivorischen Kunst- und Musikgeschichte, früher als Konsumentin, heute als Teilhabende.
Seit ungefähr fünf Jahren lebt sie nun mit ihrer Mutter im Süden von Paris und beendet dort ihre schulische Ausbildung. Frankreich ist nicht ihr Zuhause, nur ein temporärer Lebensort. Hier fühlt sie sich nicht zugehörig. Die Musik ist ein Ausbruch aus ihrem Pariser Leben, im Studio ist es, als wäre sie in Abidjan.
Ihre Texte schreibt sie alle selbst: „either to make people laugh or to make them aware and dance.“
I usually write under my duvet late at night or in public transport with my headphones on and the beat loud.“
Mosty im Interview mit 365 Female* MCs
In King Lexus‚ Song „Bloqué Ta Guiss„, ist Mosty im Juni 2020 das erste Mal in einem Musikvideo zu sehen und zu hören, drei Monate später releast sie ihre erste Solosingle „Matiko„. Davor hat sie ihr Beatproduzent, Mr. Béhi durch ihre humoristischen Videos auf Social Media entdeckt und zu sich ins Studio eingeladen. Beide verbindet die Liebe zum Sampeln und zur traditionell ivorischen Musik. Gemeinsam erstellten sie Mostys erste EP, „Aya de Didiévi„, mit der Idee, das Musikkulturerbe der Elfenbeinküste in zeitgenössische Trap- und Drill-Produktionen zu integrieren.
Nicht nur auditiv weist Mostys Album viele Verweise zur Elfenbeinküste auf. Ihr Album ist visuell wie textlich voller Referenzen. Titel, Samples, Anlehnungen an bekannte Songs, Kleidung, Lyrics – in allem stecken Bezüge zur ivorischen Musik- und Kulturgeschichte sowie zu ihrer eigenen Story.
Das Releasedatum wird nicht zufällig auf Freitag, den 4. Dezember, gelegt. Das Datum hat einen direkten Bezug zum Albumtitel. Aya ist bei den Akan, der ethnischen Gruppe ihres Vaters, üblicherweise der Vorname von freitagsgeborenen Mädchen. Didiévi ist das Dorf, aus welchem ihr Vater stammt.
For me, this title is a way of telling myself that I come from there while being in France.“
Mosty im Interview mit PAM
Ihr bisher erfolgreichster good-vibe Song „Faut Dancer“, der ,wie der Titel schon sagt, zum Tanzen anregt, ist wiederum eine Hommage an ihre Familie mütterlicherseits. Er erinnert an ihre Leidenschaft, zu tanzen, und soll Freude in die Welt tragen. Hierfür sampelt und interpretiert Mosty den Song „Zoblazo“ des Sängers Meiway neu. Beide Familien stammen aus der gleichen Region: Grand-Bassam.
Das Cover von „Aya de Didiévi“ soll das Land und die vielen, nun in Frankreich lebenden, Menschen der Elfenbeinküste positionieren. Mosty posiert in der Pariser Metro-Linie 14, dabei trägt sie eine traditionelle Kopfbedeckung der Region Didiévi. Sie bringt nicht nur den ivorischen Sound nach Frankreich, sondern auch die Kultur.
Diese Mission teilt sie mit ihrer Crew, dem Künstler:innencollective La Jet Set du rap Ivoire. „We all complete each other, we are like a puzzle“, sagt sie. Sie nennen sich ‚Jet Set des ivorischen Raps‘, in Anlehnung an die Gruppe La Jet Set, die in der Pariser Diaspora Coupé Décalé ins Leben gerufen haben. Coupé Décalé umschreibt eine Musik-und Tanzform, welche etwa 2003 von Musiker:innen der Elfenbeinküste kreiert wurde. Diese Kunstform prägt Mosty seit sie Kind war. Deshalb schmerzt es sie, dass durch den Tod der Akteur:innen diese Kunst langsam ausstirbt. Mosty möchte sie gerne am Leben erhalten, in die heutige Zeit transformieren. Diese Mischung aus Gegenwart und aufgearbeiteter Vergangenheit charakterisiert Mostys Musik.
Ob in Zukunft auch eine Reminiszenz an Bob Marley in ihrer Musik zu finden sein wird? Denn „No woman no cry“ ist bedeutend für sie. In ihrer Kindheit hört sie es gemeinsam mit ihrem Vater und versteht erst später Text und Zusammenhang mit ihrer eigenen Familiengeschichte. „It made me sad and gave me a lot of sweetness at the same time“, sagt sie über den Song.
Viel Output ist aktuell in Planung, noch geheime „Heavy Collabos“, wie sie sie nennt, lyrische Arbeiten, die sie als Schriftstellerin veröffentlichen möchte, und freshe Musik mit Visuals. Wir werden noch Einiges von Mosty hören. Meine Vorfreude ist groß!
1 Ivorischer Slang