Now Reading
HOFMANNITA

HOFMANNITA

Dem sogenannten Frauenrap wird oft nachgesagt, dass er entweder nur sexualisiert und feminin oder hart und maskulin sein kann. Und so werden die Künstlerinnen meist in eine der genannten Schubladen gesteckt. Doch was genau ist das eine und wodurch zeichnet sich das andere aus? Was diese Pauschalverurteilung bezweckt, ist, dass den Künstlerinnen dadurch ein Stück ihrer Individualität genommen wird. Dabei ist das eigentliche Spektrum so groß, dass es nicht einmal durch diese beiden Kategorien begrenzt werden kann.

Anna Micheeva, auch bekannt als HOFMANNITA, wird von ihren Fans sowohl Barbie als auch Zombie genannt. Sie bewegt sich irgendwo zwischen Horrorcore und Trap, und lässt auch elektronische HipHop-Elemente in ihre Arbeit mit einfließen. Ihr Flow und die Gesangsparts sind dementsprechend vielseitig und verspielt. So driftet sie in „Паразит“ / „Parasit“ sogar schon fast in die Folklore ab. Im Track „Zombie La Le“ rappt sie abwechselnd über einen fiktiven Zombie-Lifestyle und darüber, dass sie Lesbian Porn liebt. Ihr Debütalbum „Клуб на краю кладбища“ / „Klub na kraju kladbisha“ („Der Club am Rande des Friedhofs“), auf welchem besagter Track zu finden ist, ist ein Konzeptalbum, welches komplett auf einer epischen zombie-apokalyptischen Realität basiert.

„Построил себе дворец (дворец)
Близится твой конец
Украл всё, что только мог (о-о-о)
Всю страну покрыл густой смог (о-о-о)
Умри (уйди), уйди (уйди), умри (уйди), уйди (уйди)
Умри (уйди), уйди (уйди), умри, уйди“

See Also

(aus „Революция“; lyrische Übersetzung: „Hast dir ein Schloss gebaut / Jetzt endlich gehst du drauf / All‘ unser Geld hast du dir eingesteckt / Das ganze Land ist mit Smog bedeckt / verreck, geh weg, verreck, geh weg / verreck, geh weg, verreck, geh weg“.)

Generell wurden ihre Texte aus den Jahren 2019 und 2020 von Zombiefilmen wie Zombieland inspiriert, welcher hier auch namensgebend für den Track „Zombieland im Feature mit dem Rapper ТРАВМА // Travma wurde. Umso überraschter waren ihre Fans, als sie 2021 gleich mit zwei extrem politischen Tracks startete. Alexei Nawalnys Dokumentation „Ein Palast für Putin“ dient hier als Hauptreferenz für „Революция“ / „Revoljucija“ („Revolution“), womit sich HOFMANNITA eindeutig kritisch gegenüber dem Präsidenten Wladimir Putin positioniert. Wenig später wird auch der in Zusammenarbeit mit Nadya Riot (Pussy Riot) veröffentlichte Track „SEXIST“ gedroppt, der gut als feministischer Horrorcore einzuordnen ist und somit ihr nächstes eindeutiges politisches Statement darstellt. Zwar halten die darauf folgenden beiden Veröffentlichungen „РЕЙВ!“ / „Rave“ und „Amy Winehouse“ keine weiteren politischen Messages versteckt. Jedoch hat HOFMANNITA einmal deutlich gemacht, dass sie nicht vor klaren Statements zurückschreckt und wir auch in Zukunft gesellschaftskritische Ansagen – neben viel guter Musik – erwarten dürfen.

View Comments (0)

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Scroll To Top