Jorgeline Torres aka Ms Nina ist eine der Mitbegründer:innen des Neoperreo und weit über die Grenzen des spanischsprachigen Raumes hinaus bekannt. Sie repräsentiert eine aufkeimende Gruppe an Internet-affinen Künstler:innen, die das oft homophobe und sexistische Genre Reggaeton für sich claimen und ihre eigenen, inklusiven Narrative kreieren.
Geboren in Córdoba in Argentinien, wuchs Ms Nina zu verschiedenen Klängen auf. Einerseits spielte ihre Mutter immer Cumbia, Salsa, Merengue und Cuarteto, während ihr Vater hauptsächlich Rock hörte. Wer Ms Ninas Musik kennt, weiß, dass sie den Einflüssen ihrer Mutter treu geblieben ist und eine Mischung aus Reggaeton, Dembow, Trap und Neoperreo macht.
Als sie 14 Jahre ist, zieht sie mit ihrer Familie von Argentinien nach Spanien, in die kleine Stadt Motril nahe der südlichen Küste. In der Schule ist sie eher ein Außenseiter, sie hadert mit ihrem Aussehen und mangelndem Selbstbewusstsein. Erst als sie älter wird und sich mehr und mehr ihrer Kreativität widmen kann, wird Jorgeline immer selbstbewusster. Mit Ms Nina schafft sie sich ein Alter Ego, das frech und mutig kein Blatt vor dem Mund nimmt.
So stecken auch ihre Lyrics voller Provokationen und fallen insbesondere sexpositiv aus, wie in ihrem bis dato bekanntesten Song „Tu Sicaria“ (Deine Auftragskillerin):
Soy tu sicaria/me pongo fina/échale agua (échale agua)
Ms Nina – Tu „Sicaria“
No hablo de las plantas/hablo de las nalga‘ (miau)“
(„Ich bin deine Killerin/mir geht’s gut/schütte Wasser drauf (schütte Wasser drauf)
Ich spreche nicht von den Pflanzen/ich spreche von den Pobacken (miau)“
Ein Merkmal, das für Ms Nina besonders wichtig ist, wie sie im Interview mit Indie Mag erklärt:
What I’m trying to do is create equality for both – women should feel comfortable being sexy and moving in a sexy way when they’re out and partying.“
Sie gestaltet so einen inklusiveren Reggaeton, den Teile der Medien auch als „feministischer Reggaeton“ bezeichnen. Doch der Künstlerin selbst widerstreben derartige Bezeichnungen, da es für sie kein solches Genre gibt und sie entsprechende Labels für sinnlos erachtet.
2019 kommt ihr erstes Mixtape „Perreando por fuera, llorando por dentro“ (Äußerlich tanzen, innerlich weinen) und beschreibt genau wie sie sich in der Zeit fühlt:
I fell in love and suffered. I was also going out loads. It was like laughing and crying at the same time.“
Im Interview mit Dazed Digital
In diesem Mixtape kommen die verschiedenen Einflüsse der Künstlerin zusammen angefangen von Cumbia und Salsa bis Reggaeton und Dembow.
Darauf folgen weitere Singles, mal solo, mal Features mit Künstler:innen wie Tomasa del Real, Leon Leiden oder aktuell mit Princesa Alba auf der Single „nasty“. Außerdem ist Ms Nina DJ und betreibt ihre eigene Party- und Mixtape-Reihe Cocinando Con La Nina.
Wann ein nächstes Mixtape oder ihr erstes Album erscheint, ist noch unklar. Man kann also nur gespannt darauf warten und inzwischen nicht nur die Musik der Künstlerin hören, sondern sich auch die dazugehörigen Videos anschauen. Die sind meist sehr bunt, vermischen reale und digitale Welten, und man weiß vorher nie, was einen erwartet.