Die französische Rapperin Soumeya kommt aus Marseille, mehr ist über sie und ihr Leben aber selbst bei einem Deep Dive durch das Internet nicht herauszufinden. Auch ihre Diskografie beschränkt sich, zumindest auf den Streamingdiensten unseres Vertrauens, auf drei Singles. Interviews? Ein sechsminütiges Video auf YouTube ist das Höchste der Gefühle.
Aber trotz quasi absolutem Informationsmangel lassen ihre persönlichen Texte viel auf die frankophone Musikerin schließen. So thematisiert sie vor allem das Leben in der Misere, soziale Ungleichheit und die Ausweglosigkeit aus ersteren beiden. Soumeya rappt ehrlich und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen über die Krankheit ihrer Mutter, ihre Schulzeit und Zukunftsängste. Hier wird nichts schöngeredet, umschrieben oder romantisiert. Ihre Worte treffen ihre Hörer:innen mindestens so hart wie die Realität sie selbst.
Nach Jahrhunderten der Kolonien ist die Einwanderung die andere Seite der Medaille.
Soumeya, übersetzt aus dem Französischen
Auf Instagram solidarisiert sie sich unter ihren Posts mit denjenigen, die in Palästina, Algerien und Syrien aufgrund von Krieg und der französischen Kolonialgeschichte leiden. Auch in „La misère“ spricht sie über ihren Wunsch nach Frieden und äußert ihre Meinung zum Algerienkrieg. Dazu nimmt der Tod eine prägende Rolle in ihrer Kindheit ein: In „Mon instinct“ stellt sie fest, sie habe als Fünfjährige keine Träume mehr gehabt. Außerdem legt sie offen, dass ihr Vater des Krieges wegen aus dem Land im Maghreb floh.
Durch ihre ehrliche, direkte Art zu schreiben und die Dynamik, mit der sie performt, setzt sich Soumeya deutlich von der Masse ab. Sie gewährt einen Einblick in ihre Psyche, ihre Vergangenheit und die Zukunft, die sie sich wünscht. So verletzlich muss man sich erst einmal zeigen können.