„Ich halte mich für einen mutigen Menschen, deshalb nenne ich mich die Göttin des Rap. Für mich ist die Göttin eine Frau mit Ziel und Richtung, klug und fokussiert.” Starke Worte einer starken Frau. Rapperin Rosa Ree hat klare Vorstellungen, was sie verkörpern möchte. Die Künstlerin schaffte es trotz Gegenwinds, auch außerhalb der Grenzen Tansanias bekannt zu werden. In der dortigen HipHop-Szene hat sie sich einen Namen gemacht, ihre Fangemeinden reichen bis nach Kenia und darüber hinaus.
Wie viele Künstler:innen entdeckte die geborene Rosary Robert schon früh ihr Talent und ihre Liebe zur Musik. Im Interview mit MadameRap verrät sie, dass sie bereits mit sechs Jahren anfing zu rappen. Aufgeschaut hat sie ab dieser Zeit zu Rap-Größen wie P. Diddy, Da Brat, Missy Elliott oder Lil’ Wayne. Erst 2015 konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Lange war die Künstlerin unglücklich in einem Nine-to-five-Job: „Es hat nicht funktioniert, ich war nicht glücklich, ich habe Geld verdient, aber nichts hat gepasst. Mein ganzes Wesen, mein ganzes Selbst wollte Musik. Da habe ich alles fallen gelassen und mir gesagt: ‚Nein, ich will Musik machen.’”
Ihr erster HipHop-Track erschien im Oktober 2015 mit dem Titel „One Time”. Zu Beginn ihrer Rap-Karriere traf sie jedoch auf viele Kritiker. Insbesondere in Tansania sei es schwer gewesen, in der Szene Fuß zu fassen. Im Interview mit The Saturday Standard Entertainment erklärt die heute 25-Jährige, dass vor allem Sexismus eine der größten Herausforderungen in der Musikindustrie gewesen sei. „Viele Leute denken, dass Frauen nicht rappen sollten und auch nicht den Ehrgeiz haben sollten, in einer von Männern dominierten Branche gute Leistungen zu erbringen.” Dem entgegnete die Rapperin Songs wie „Champion”.
I always focus on the woman in the mirror, I see her gettin’ bigger, then I see some of them slowly gettin’ bitter, and they callin’ names saying she’s a golddigger.”
Lyrics aus dem Song „Champion“
Im Jahr 2016 wurden der jungen Künstlerin erneut Steine in den Weg gelegt. Das Tansanische Music Regulatory Board sperrte das Musikvideo zum Song „Vitamin U”, welches sie mit Timmy Tdat drehte. Auch ein sechsmonatiges Verbot aller musikbezogenen Aktivitäten mussten die beiden Künstler:innen aussitzen. Rosa Ree war zu dem Zeitpunkt in einer Beziehung mit dem Rapper – das Musikvideo sei zu anzüglich gewesen. MadameRap erklärt Rosa Ree, dass sie diese Entscheidung nicht nachvollziehen könne. Solange man keine Gesetze breche, solle jeder das tun dürfen, was man liebt, oder womit man Geld verdient, so die Rapperin.
Ihre Beharrlichkeit und ihr Durchhaltevermögen zahlten sich aus. Innerhalb von drei Jahren unterschrieb die Künstlerin bei drei verschiedenen Labels, unter anderem beim kenianischen Produzenten Kaligraph. Letztendlich entschied sie sich jedoch für die Solo-Karriere: „Ich mag es, eine unabhängige Künstlerin zu sein, weil ich die Fähigkeit habe, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Indem ich Dinge aus erster Hand erlebe und Beziehungen zu mir selbst und nicht zu den Menschen hinter den Labels aufbaue, habe ich wertvolle Lektionen gelernt.”
Mit der Zeit wurde Rosa Ree Botschaftlerin für Marken wie Belaire oder Castle Lite und gleich für drei Kategorien bei den African Music Awards 2019 nominiert. Für die Zukunft plant die Rapperin ihr erstes Album sowie mehrere Kollaborationen. Für die weibliche Rap-Szene in Tansania wünscht sie sich, dass endlich nicht mehr in Klischees gedacht werde. HipHop gelte dort als „Hardcore-Sportart”, die nur für Männer gemacht sei. „Frauen in unserer heutigen Welt müssen doppelt so hart arbeiten wie andere. Es gibt so viele Frauen, die HipHop machen können und sehr talentiert sind. Für die setze ich mich ein.”
Auch außerhalb der Musikszene engagiert sich Rosa für Frauen und Feminismus. Erst wenn sie sieht, dass Frauen die gleichen Chancen bekommen wie Männer und es schaffen, in der Gesellschaft Großes zu leisten, sei sie zufrieden. Jungen Rapperinen rät sie, immer an sich zu glauben und ihrem Herzen zu folgen: „Folgt eurem Geist, denn das ist die Richtung, die ihr einschlagen müsst, um zu eurer Bestimmung zu gelangen.”