Daniela-Elena Coteanu aka Dana Marijuana gilt als erste Solo MC Rumäniens. Die Künstlerin ist bereits seit Mitte der 1990er Jahre in der HipHop-Szene unterwegs und zählt zu den Pionierinnen der europäischen Rap-Historie.
Mit gerade einmal 14 Jahren taucht sie in den HipHop-Untergrund von Bukarest ein. Dort lernt sie die legendären B.U.G. Mafia kennen, eine der ersten erfolgreichen Rap-Crews Rumäniens. 1995 steuert sie einen Part zu deren Single „Copiii Focului” (Children of Fire) bei und erhält, so heißt es, von Crew-Mitglied Caddy den Namen Marijuana. Der Grundstein für eine steile Karriere ist gelegt. Sie wird beim heute größten rumänischen Label Cat Music gesignt und arbeitet mit zahlreichen rumänischen Künstler:innen zusammen.
Doch als erste Solo MC muss sie sich einiges anhören von HipHop „Fans“ und der Presse. Eine rappende Frau am Mic ist man(n) nicht gewohnt. Aber Dana Marijuana lässt sich nichts anmerken und überzeugt mit angriffslustigen und selbstbewussten Texten. Die junge Künstlerin mit Bad Girl-Attitüde wird berühmt für ihre unverblümte Art und ihre markante Stimme. Sie ernennt sich selbst zur „cea mai fidelă fată” (the most loyal girl) – eben true to herself!
Once again, the most loyal girl
„Tupeu de borfas“ Übersetzung von lyricstranslate.com
came back to prove to the suckers what she can do,
Marijuana, I’m in this Hood game,
La Familia’s still so vicious even in ’98. Everyone thinks they can make rhymes, that they can sing,
every sucker thinks there’s someone out there listening.
I’ve been playing this thugging game years before,
this is not a sucker’s game for sure, Did I wake you up or you still did not get your head straight?
Continue to be suckers cuz you’re doing great!
1998 wirkt sie bei La Familias „Tupeu de borfaș” (A Hustler’s Guts) mit, einem Schlüsselsong in der Geschichte des rumänischen Raps. Der Track und das Musikvideo laufen überall im Land auf Heavy-Rotation und das dazugehörige Album wird eine der meistverkauften Platten des Landes. 1999 veröffentlicht Dana Marijuana die Maxi-Single „Fii pe faza” (Stay tuned). Ein Jahr später folgt ihr erstes und leider auch (bislang) einziges Album mit dem einzig logischen Titel „Cea mai fidelă fată”. Das Album wird ein Kassenschlager, die Fans und die Medien lieben sie. Dana Marijuana spielt unzählige Konzerte, ziert die Titelseiten zahlreicher Magazine und lebt das (vermeintlich) gute Leben.
Doch plötzlich ändert sich alles. Ein Nervenzusammenbruch und der anschließende Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik lösen einen Skandal aus. Dana Marijuana verschwindet lange Zeit von der Bildfläche. Ein paar Jahre später kehrt sie mit neuen Songs zurück, schafft es aber nie wieder, an den vorherigen Erfolg anzuknüpfen. 2019 erscheint ihre Biografie „Poveste de cartier” (Neighbourhood Stories), benannt nach einem Song, den sie 1998 mit La Familia und ihrer langjährigen Weggefährtin MC Ganja aufgenommen hatte. In dem Buch geht es um ihre Drogensucht, Familienstreits, Schattenseiten des Ruhms, Skandale in den Medien, Depressionen, Klinikaufenthalte und Geldnot. Aber es geht auch um ihre Träume, Hoffnungen und die Devise, niemals aufzugeben.
Und diesem Grundsatz bleibt sie treu. Neben der Musik besitzt die Künstlerin zahlreiche andere Leidenschaften und Talente. Die mittlerweile zweifache Mutter gründet bereits 1998 ein eigenes Schmucklabel. Sie ist begeisterte Malerin und betreibt heute eine Bar und einen Antiquitätenhandel in Bukarest. Doch die Musik lässt sie nicht los. Immer wieder arbeitet sie vornehmlich an Projekten von jungen Künstlerinnen mit. 2018 steuert sie einen Part zum Song „Școala veche, Scoala nouă” (Oldschool, Newschool) der aufstrebenden rumänischen Battlerapperin Gani bei.
Dana Marijuana ist in den 1990ern als „cea mai fidelă fată” in die rumänische Musikgeschichte eingegangen und hat dazu beigetragen, den oft steinigen Weg für Frauen im Rap-Universum mitzuebnen. Danke dafür – mulțumesc!