„The ‚girls support girls‘ anthem we didn’t know we needed“, lautet ein Kommentar unter dem Musikvideo ihrer Debüt-Single „Bones“. Das beschreibt gut, wie kraftvoll Yasmin Umay 2020 auf sämtlichen Musikradaren aufgetaucht ist. „Bones“ klingt soft, dabei gleichzeitig stark, mit einem ruhigen Beat gemischt mit Jazz-Elementen. Charakteristisch für Yasmin Umays Sound ist dabei ihre markante Stimme, die gekonnt von Gesang zu Rap-Flows wechselt. Die Sängerin hört sich einfach schon auf ihrem Debüt wie eine verdammte Queen an.
Schaut man dazu das Musikvideo, erstreckt sich die künstlerische Attitüde von Yasmin Umay ins Visuelle. Zu Beginn steht sie mit ihrer Girl-Gang auf einem Spielplatz, mit Fahrrädern und Baseballschlägern. Die Szenerie, in anderen Musikvideos ein Stilmittel zur Einschüchterung, strahlt hier vor allem Kunst und Feminismus aus. Später tanzt sie mit ihren Girls in einem Rosengarten oder vor einem schlichten Hintergrund, verzerrt mit Weichzeichner. Der Fokus liegt auf allen beteiligten Frauen.
Bis dato hat Yasmin Umay drei Singles auf den Streaming-Diensten veröffentlicht: ihr Debüt „Bones“, „U&I“ und „Diablo“. Ihre künstlerische Art ist dabei immer herauszuhören, genau wie ihr Talent, R&B und HipHop mit Neo Soul und Jazz zu kombinieren. Inspirieren lässt sich die Berliner Sängerin mit deutsch-türkischem Hintergrund von all ihren Reisen, ihrer Kunst und Poesie. Ihre Lyrics wirken reflektiert und wie ein Spiegel ihrer Erlebnisse. Obwohl ihr Debüt erst letztes Jahr erschien, kann Yasmin Umay bereits Fanbases in der Schweiz, Frankreich und Mexiko aufweisen. Sie lebte eine Zeit lang in Mexiko, weshalb sie in ihren Tracks gekonnt zwischen Spanisch und Englisch wechselt. Auf Deutsch rappt sie bisher übrigens nicht.
Egal ob im Studio oder live: Ihre Stimme sticht immer heraus. Einen guten Eindruck gibt ihr erster Auftritt beim Reeperbahn Festival 2021, den man aktuell noch bei arte streamen kann (was ich sehr empfehle). Schon zu Beginn des Auftritts nimmt Yasmin Umay mit ihrem Vibe die gesamte Bühne ein und startet mit Spoken Word. Um das Niveau ihres leichten, aber markanten Sounds live zu halten, hat sie eine Band und den DJ Do25inco dabei. Ihr DJ unterstützt sie auf einigen Tracks beim Rappen. Yasmin Umay flowt live genauso stark wie in Studioaufnahmen. Sie ist Künstlerin durch und durch.
Mit Yasmin Umay betritt eine Künstlerin diese Szene, die mich sofort mit ihrem Flow und den drei starken Singles eingenommen hat. Es wirkt so, als falle ihr die Musik so leicht wie das Atmen. Ob sie ihr musikalisches Talent in einem größeren Umfang halten kann, wird sich mit dem Release ihrer ersten EP „Circles“ im kommenden Jahr zeigen. Ich tippe darauf, dass Yasmin Umay noch weiter überraschen wird.