New Orleans gilt als die Geburtsstätte von Bounce Music. Bounce gehört zum HipHop und umfasst sehr energetische Party-Musik, die eine typische Call-and-Response-Struktur auszeichnet. Dabei handelt es sich um eine Abfolge von zwei unterschiedlichen Phrasen, die normalerweise in unterschiedlichen Teilen in der Musik vorkommen. In der Regel ist die zweite Phrase als direkter Kommentar oder als Antwort auf die erste zu verstehen. Hinzu kommen zwei Samples, die als Erkennungsmerkmale für das Genre gelten. Zum einen wäre da Derek B’s „Rock The Beat“, zum anderen die Hook von „Drag Rap“, welche auch als „Triggaman“ bekannt geworden ist. Ähnlich wie im HipHop allgemein, stehen auch im Bounce cis-hetero Männer eher im Vordergrund des Geschehens. Das hält leider an einigen Stellen bis heute an – bis Katey Red auf der Bildfläche erschienen ist.
Katey Red gilt nicht nur als erste trans Rapperin im Bounce, sondern zugleich auch als Pionierin für eine ganze Generation an Bounce-Artists, unter anderem Big Freedia, Sissy Nobby, Chev off the Ave und Vockah Redu, denen sie maßgeblich die Tür aufgetreten hat. Von Beginn ihrer Karriere an macht Katey Red keinen Hehl aus ihrer Identität als stolze Schwarze und queere trans Frau. Mit ihrer Offenheit und ihrem Selbstbewusstsein im Umgang mit dieser Thematik gibt sie anderen Menschen den Mut und die Kraft, einen ähnlichen Weg einzuschlagen.
When Katey came on the scene so flamboyant and full-blown, I’m like, ‘Hell I can do this! I’ma just come out too!’“
Sissy Nobby über Katey Red via Know Wave
Bis heute gelten Katey Red und ihre Nachfolger:innen als Aushängeschilder für das Genre, und das obwohl lange versucht wurde, ihnen ein eigenes Genre namens Sissy Bounce zuzuschreiben. Das stößt bei den Künstlerinnen jedoch nicht auf positive Reaktionen, da sie so vom eigentlichen Genre abgegrenzt werden und es respektlos gegenüber der Musik an sich finden. Dahinter steckt zudem der starke Wunsch der Protagonist:innen, innerhalb ihrer Musik nicht typisiert und auf ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität reduziert werden zu wollen.
It’s bounce music. It’s just sissies that are doing it.“
Via New York Times
Entdeckt wird Katey Red 1998 von DJ Jubilee bei einer Party in den Straßen von New Orleans, auf der sie rappt. Daraufhin nimmt er sie kurzerhand bei seinem Label Take Fo‘ Records unter Vertrag. Bereits ein Jahr später kommt Katey Reds erstes Album „Melpomene Block Party“ auf den Markt. „Melpomene“ spielt auf die Melpomene Projects an, ein Wohnprojekt in New Orleans bestehend aus zehn Stadtblöcken, in denen Katey Red aufgewachsen ist. Besonderes Erkennungsmerkmal der prägenden Bounce-Künstlerin ist die nach ihr benannte Katey Siren, die man wirklich nicht überhören oder gar verwechseln kann, sobald man sie einmal im Ohr hat.
Mittlerweile ist es stiller um Katey Red geworden. Sie spielt kaum noch Gigs. Sie bekomme einfach nicht das passende Geld gezahlt, ganz abgesehen davon, dass ihr der aktuelle Sound nicht gefällt:
One reason, they ain’t paying like I want to get paid. Another reason: they changed bounce music. They made the beat faster. It’s all chop and cut, chop and cut. It’s not rapping. I don’t like that. I like to write. I like to sit down and write a song — this line goes with this line, this line goes with that line.”
Via Ney York Times
Es bleibt der Raum, den Katey Red mit ihrer Präsenz und Songs wie „Punk Under Pressure” oder „Where da Melph at?” geschaffen hat.