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Mon-Sala

Mon-Sala

Wer sich auch nur ansatzweise mit der finnischen Rap-Szene fernab cis-männlicher Dominanz beschäftigt, der stolpert mit großer Wahrscheinlichkeit recht schnell über das Rap-Kollektiv D.R.E.A.M.G.I.R.L.S. oder aber über Protagonist:innen wie Nora Horn aka Mon-Sala und Kirsikka Ruohonen aka Adikia. Beide haben 2017 gemeinsam das Projekt Matriarkaatti (dt. „Matriarchat“) ins Leben gerufen. In erster Linie handelt sich dabei um einen Rap-Podcast, zunächst nur auf Soundcloud zugänglich, mittlerweile auch auf allen gängigen Streamingplattformen, der sich mit elementaren Fragen hinsichtlich HipHop beschäftigt: Was macht eine:n reale:n Rapper:in aus, inwiefern formt Sprache die Realität und wer fehlt eigentlich in den Büchern über Rap-Geschichte? Wer und wo sind die ganzen coolen Frauen? 

Das Ganze toppt die in diesem Zusammenhang initiierte Clubnacht, die insbesondere weiblichen, trans und nicht-binären Künstler:innen aus dem Bereich Rap und R&B Raum geben soll. Ohne spoilern zu wollen, aber aktivistischer Feminismus wird ganz offensichtlich bei diesen Künstler:innen mehr als groß geschrieben. Während wir Adikia schon ein ausführliches Portrait auf unserem Blog gewidmet haben, wird es nun allerhöchste Zeit, auch Mon-Sala ganz genau unter die Lupe zu nehmen.

Die in Helsinki ansässige Musikerin veröffentlicht ihre ersten Songs unter dem Namen Mon-Sala um das Jahr 2015 herum via Soundcloud. Inspiriert vom Namen der Straße, in der ihr Elternhaus stand, soll dieser ursprünglich für das gemeinsame Musikprojekt von Nora und ihrer Schwester Vera herhalten. Nachdem Vera unter dem Künstler:innennamen Elo beginnt, Beats zu produzieren, wächst bei Nora die Neugierde, wie wohl ihre selbstgeschriebenen Texte über die melancholischen, leicht düsteren Sounds ihrer Schwester klingen. Auch wenn Nora sich den Namen Mon-Sala letztlich selbst unter den Nagel reißt und für ihre solistischen Releases verwendet, arbeiten die Schwestern bis heute eng zusammen. So zum Beispiel bei ihrer ersten EP „DNF“ – kurz für „Did not finish“ – aus dem Jahre 2020 mit charakteristischen Tracks wie „Boys Don’t Cry“ oder „Kauniita kuvii“. Gabriel Boicel aka Two Heavens co-produziert die Platte und ist ebenso für das Artwork zuständig.

Laut Mon-Sala lässt sie sich bei ihrer Musik von alternativem Rock und Pop, vor allem aber auch von elektronischer Musik beeinflussen. Ihr Sound soll über traditionelle Rap-Beats hinausgehen. Warum etwas an einer Erfolgsformel ändern, wenn sie doch funktioniert? Erst im November 2021 veröffentlicht die Künstlerin mit der EP „Näkemiin“ (dt. „Auf Wiedersehen“) die Fortsetzung ihrer vorherigen musikalischen Reise. Der Sound wirkt eine Spur düsterer und experimenteller:

Bei dieser EP geht es um Selbstvertrauen ohne Zynismus oder Kälte. Das sind rosa Zuckerwattewolken, rot lackierte Nägel und lang ersehnte Partys.“

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(Original: „Tää EP kertoo itsevarmuudesta ilman kyynisyyttä tai kylmyyttä. Tää on vaaleanpunaisia hattarapilviä, punaiseksi maalattuja kynsiä ja pitkään kaivattuja bileitä.“)

Im Interview mit v2.fi

Insbesondere der Song „Hattaraa pt2“ (dt. „Zuckerwatte Teil 2“) sticht auf der Platte heraus, dieser knüpft direkt an die 2016er-Version an. Mon-Sala kritisiert darin unverblümt und direkt den anhaltenden Sexismus innerhalb der finnischen Rap-Szene.

Eines wird in jedem Falle bei Mon-Sala und ihrer Kunst deutlich: Diese Frau ist gekommen, um gesehen sowie gehört zu werden.

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