Welche Rapper:innen kommen euch in den Sinn, wenn ihr an Bielefeld denkt? Casper sicherlich zuerst, vielleicht auch noch Timi Hendrix. Dass es in der größten Stadt Ostwestfalens auch noch eine interessante Untergrund-Szene gibt, fällt gerne hintenüber. Eine der interessanteren Vertreterinnen dieser lebendigen Szene ist Aco MC, deren Künstlerinnenname sich aus ihren Initialen zusammensetzt.
Ihre erste EP namens „Reise Leben“ veröffentlichte sie 2015 über Bandcamp. Anschließend folgten die „Treibstoff“-EP (2016) und Acos neuestes Release, „Finde deinen Beat“ von 2018. Beats scheinen für Aco allgemein ziemlich wichtig zu sein. „Ein Beat kann noch so ein Brett sein – wenn er mich nicht im Herzen berührt, kann ich nicht darauf schreiben“, sagt die Rapperin im Interview mit Lina Burghausen im Jahr 2017. Deshalb arbeitete sie für „Finde deinen Beat“ ausschließlich mit dem Produzenten Mosayk zusammen.
Herausgekommen ist eine EP, die wie aus einem Guss klingt, aber dabei nicht langweilig wird. Schon beim Titeltrack beginnt der Kopf zu nicken. Das liegt nicht nur an den starken Beats mit dickem 90er-Jahre-Einschlag, sondern auch an den Skills von Aco MC. Die Bielefelderin rappt durchgehend stark und liefert von klassischen Representer-Songs bis hin zur Reflexion über ihre Rolle als Frau in der Szene eine breite Themenpalette.
Aco MCs Weg zum Deutschrap begann, als sie als Teenagerin einer HipHop-Dancecrew beitrat. „Rap hat mir besonders gefallen, weil der Fokus auf der Sprache liegt. Irgendwann wollte ich meinen Idolen nacheifern und habe angefangen, eigene Texte zu schreiben“, erzählt die Rapperin. Bis zum ersten Release verging allerdings noch einige Zeit: „Erst mit 18 habe ich die nötigen Kontakte zu Rappern knüpfen und mein Wissen erweitern können. So kam es auch zu meiner ersten richtigen Aufnahme – nicht mehr mit Kassetten-Rekorder im Kinderzimmer.“
Wenn sie nicht gerade ihre Rapkarriere verfolgt, promoviert die Ostwestfalin. Und da sie die akademische Karriere scheinbar nicht genug auslastet, tourt sie durch ganz OWL (ein nicht gerade kleiner Landkreis, Anm. d. Verf.) und arbeitet an sozialen Projekten mit. Wie zum Beispiel am Theater Gütersloh, wo sie zusammen mit Jugendlichen das Rap-Theaterstück „Die Tonne soll weg!“ inszeniert (Tickets gibt’s hier.)
Mit ihrem Engagement will sie der Szene etwas zurückgeben und junge Menschen für HipHop begeistern: „Den Rückhalt und Support, den ich von der hiesigen Szene erfahren habe, möchte ich zurückgeben und reinvestieren. […] HipHop lebt davon, dass jeder etwas beiträgt. Allerdings beobachte ich schon länger das Problem, dass nachfolgende Generationen fehlen. Insgesamt wird die Szene immer älter, es kommen kaum junge Leute nach. Eine Erklärung dafür habe ich nicht wirklich, aber ich sehe das als eine Gefahr für den Erhalt der Community.“
Diese Community möchte Aco MC erhalten. Neben ihrer direkten Arbeit ist sie mit ihren stabilen Rapskills und einem hervorragenden Händchen für Beatpicks ein Vorbild für junge Rapper:innen aus ihrer Umgebung geworden. Und deshalb sollte sie euch demnächst neben Casper und Timi Hendrix einfallen, wenn ihr an Rapper:innen aus Bielefeld denkt.