„Ich weiß, ich weiß Frauenrap ist scheiße….aber ich hab in der RBA auf addeN geklickt und mir ma angehört…wusste nicht das es nen female Mc ist….jedenfalls hab ich den Mund nichtmehr zubekommen….“ (User gambogandalf im mzee-Forum, 07.08.2005)
Es kann verdammt schmerzhaft sein, 15 Jahre alte Posts im MZEE-Forum zu lesen. Bei der Recherche zu diesem Portrait über die Neuköllnerin addeN ist diese traurige Lektüre allerdings Pflicht, denn ihre Rapkarriere begann in der legendären Reim Battle Arena (RBA). Dort battlete addeN unter anderem gegen Hollywood Hank (und verlor einigermaßen knapp mit 8:12) und erarbeitete sich den Respekt der Community, die damals noch deutlich kritischer mit Rapperinnen umging als heute.
2006 veröffentlichte addeN ihre erste Musik außerhalb der RBA: die EP „Rap oder Bitch“. Zu den hochkarätigen Feature-Gästen zählten die ebenfalls in der RBA vertretenen Pitvalid und JAW. Danach trieb sich addeN im Umfeld des deutschen Horrorcore-Pionier MC Basstard herum und war u.A. auf dessen Track „Horrorkore Anthem“ (2009) vertreten. Ein eigenes Release auf Basstards Label konnte addeN allerdings nicht veröffentlichen.
Nach dem Gastspiel bei Horrorkore Entertainment wurde es lange still um die Neuköllnerin. Außer einem „Halt die Fresse“ auf aggro.tv (2014) veröffentlichte addeN keine Tracks. Erst vier Jahre später meldete sie sich mit mehreren Facebook-Posts zurück, in denen sie eine neue EP ankündigte.
Auf der „addeN EP“ experimentierte die Künstlerin mit Autotune und dem überpräsenten 808-Sound der letzten Jahre. Weniger Experimente machte addeN dagegen bei den Texten. Auch auf ihrer selbstbetitelten EP bewegen sich ihre Lyrics zwischen den Straßen Neuköllns und der Battlecypher. Passend dazu ist mit Frauenarzt ein Urgestein des Berliner Undergrounds als Gast auf der EP am Start.
Auch 2020 spittet addeN weiter. Ihr neuer Track „Mach Sitz“ überzeugt dabei mit den zwar altbekannten, aber konsequent weiterentwickelten Battleskills. Im besten Fall beglückt uns die selbsternannte „Mutter des Raps“ noch in diesem Jahr mit einem neuen Release. Ansonsten müssen sich Fans des gepflegten Battleraps wieder eine unbestimmte Zeit gedulden bis sich addeN erneut dazu herablässt, ihre Gegner mit ihrer gewollt herablassenden Art lyrisch zu beerdigen.