Schon als Kind schreibt Aigel Gaisina Gedichte. Vor ihrer Karriere als Rapperin spielt sie jedoch noch als Vokalistin gemeinsam mit ihrem Ehemann Temur Khadyrov in einer Elektro-Indie Band. Ein unfairer Gerichtsprozess führt zu Khadyrovs Inhaftierung. Nichts tun und warten ist für Aigel jedoch keine Option. Nach dem sie den Prozess in einem ganzen Gedichtband verarbeitet hat, stürzt sie sich auch schon direkt in ein neues Musikprojekt. 2017 schließt sie sich gemeinsam mit Ilya Baramia zum HipHop-Duo АИГЕЛ/AIGEL zusammen.
„Ich will nicht, dass meine Musik schön klingt. Ich will, dass sie weh tut“, sagt die Poetin in einem Interview mit Inside Show kurz nach dem Durchbruch des mittlerweile über 66 Millionen mal geklickten Musikvideos „Татарин“ / „Tatarin“ („der Tatare“). In dem Track porträtiert sie ihren Ehemann ironisch als schlechtgelaunten, gewaltbereiten und kriminellen Tataren. Galgenhumor ist ihre Art mit den Dingen fertig zu werden.
„А мой парень непростой –
(aus „Татарин“; lyrische Übersetzung: „Und mein Freund ist kompliziert / Das sechste Jahr schon inhaftiert / Er hat eine Patrone / Um deinen Schädel zu durchbohren“.)
Он сидит уж год шестой
У него пуля в пушке
Для твоей черепушки“
AIGEL ist weder auf einen Hype aufgesprungen, noch hat sie sich musikalisch neu erfinden wollen. Das Rappen passiert bei ihr ganz intuitiv. Gekonnt präsentiert sie einen sauberen Flow und bleibt trotzdem ihren musikalischen Wurzeln treu. So erzeugt sie mit einem breiten stimmlichen Repertoire und Hang zum Experimentellen vielfältige Vibes mit meist düsterer Note.
Ende 2020 ist auch endlich das Album „Пыяла“ / „Pyjala“ („Glas“) in ausschließlich tatarischer Sprache erschienen. Auch wenn AIGEL sich jetzt schon mit ihrem Werk weit über die Kulturszene Tatarstans hinaus behaupten konnte – mit ihrem Umzug in die Hauptstadt Kazan können wir uns ganz sicher auf weitere heftige Projekte vorbereiten.
