Now Reading
Amariz

Amariz

Musik und Tanz, das ist ihre Welt. Amariz textet schon seitdem sie ein Kind war. „Meine Eltern haben letztens ein Buch gefunden, da habe ich 2004 schon Texte auf Englisch reingeschrieben. Seitdem weiß ich auch, dass ich das machen will.“ Im Dezember 2020 hat sie nun ihre erste EP released. Allein und auf eigene Faust.

„Body and Soul“ heißt die acht Tracks lange EP. Sie klingt wie aus einem Guss, beinahe wie ein Konzeptalbum: Der Sound changiert zwischen souligen Vibes, gesungenen Abschnitten und soliden Rap-Parts auf ehrlichen Rap-Beats. Das 2000er Revival liegt in aller Munde und auch auf „Body and Soul“ erinnern einige Tracks wie etwa „Katanyi“ klanglich an diese Ära.

Es geht um Themen, die eine junge Frau dieser Tage eben umtreiben: Body Positivity, Empowerment, Social Media, Selbstzweifel und Beziehungsshit. Aber natürlich auch klassische philosophische Fragen: Wo und wer bin ich? Wo will ich hin und wie ist diese Welt? Denn Amariz legt großen Wert auf eine intellektuelle Perspektive auf die Welt. Garniert ist das Ganze mit Talent, soliden Punchlines, sauber ausgeführtem Rap und einer überraschend tiefen Stimme, der man gerne zuhört. Ein Release, das man am liebsten anhören möchte, während man sich mit seinen Freund*innen ausgehfertig macht. Vielleicht wird das ja irgendwann mal wieder was.

Dabei hätte die Nürnbergerin bis vor kurzem noch gar nicht wirklich sagen können, was eigentlich ihr Stil ist. Gerade daran habe sie mit „Body and Soul“ viel gearbeitet. „Es ist wirklich Rap, nicht so ein Singsang mit Autotune – wirklich Rap, aber mit melodischen Zusätzen und Details.“ Zuerst habe sie einfach angefangen, die EP zu schreiben „mit der Zeit kam ein Konzept, ohne dass ich es gemerkt habe.“ Nach zwei Songs stand der Name „Body and Soul“ fest.

Der Name ist Programm: Auf der EP zeigt Amariz, dass man sich „äußerlich präsentieren kann und machen kann, was man will und gleichzeitig auch nach innen gekehrt und spirituell sein kann.“ Ihre Songs haben „was Freches und teilen auch aus. Es gibt viel Sarkasmus, aber auch eine sehr deepe Seite. Body and Soul ist ein sehr persönliches Tape, auf dem ich viel über mich und persönliche Sachen sage.“

Für ihre Musik lässt sie sich von vielen Seiten inspirieren und beeinflussen. „Nicht, dass ich es genauso mache, aber ich gucke schon, was machen die anderen, und wie ich mein eigenes Ding basteln kann.“ Im Deutschrap motivieren sie Frauen wie Eunique. „Sie ist ein so extrem starker Charakter, die zwischen den ganzen Typen einfach komplett ihr Ding durchzieht.“

Ihre musikalischen Einflüsse liegen aber nicht nur in der HipHop-Kultur. Künstlerinnen wie Christina Aguilera, auch soulige Sachen haben sie immer inspiriert. HipHop entdeckt sie mit 13 Jahren, hört viel Deutschrap, aber schaut auch in die USA. Kendrick Lamar mit seiner eindrucksvollen Technik und seinem genialen Flow begeistert sie ganz besonders. Außerdem gibt es in den USA von Anfang an auch mehr weibliche Vorbilder. Irgendwann läuft dann Nicki Minaj im Radio. Die beeindruckt Amariz, die eigentlich Anna heißt, ganz besonders. Und sie sieht, dass es auch Frauen gibt, die rappen. Trotzdem hat sie lange das Gefühl, in Deutschland kann man das gar nicht machen. „Und dann dachte ich irgendwann, du musst es einfach trotzdem machen.“

Als sie anfängt zu freestylen, ist sie circa 14 oder 15. Die ersten richtigen Rap-Texte verfasst Anna mit 16 nach der Trennung von ihrem ersten Freund. „Der hat mich auch dem Rap näher gebracht“. Damals schreibt sie noch auf Englisch. „Ich weiß den Text immer noch, es war damals schon nicht schlecht.“ Zwischendurch tat sie sich immer mal mit anderen Leuten zusammen und hatte auch mal eine Crew mit zwei Jungs. „Das hat aber nicht geklappt. Ich bin sehr stur was meine Musik angeht. Alle sagen immer, ich bin ein Mensch, der das allein durchziehen muss. Ich lasse mir ungern was sagen.“ Dabei sei sie durchaus dankbar für Kritik, „aber wenn mir die ganze Zeit jemand was sagen will, ‚du musst das so machen‘, dann hab‘ ich da keinen Bock drauf.“ Eine Girlgroup wünscht sie sich aber trotzdem. „SXTN fand ich mega nice, so was hab‘ ich mir immer gewünscht! Ich hab‘ aber nicht so ein Umfeld. Meine Freundinnen sind da ganz anders.“

Dafür arbeitet sie auf einer anderen Ebene mit einer Freundin zusammen. Die ist Designerin und studiert an einer Modeschule. Katanyi heißt ihr Label. Wie der Song auf Amariz‚ EP. Das ist natürlich alles andere als Zufall: Sie fanden die Idee, ihre Künste zu verbinden, schon immer cool. Also schrieb Amariz einen Song, mit dem sie die Marke ihrer Freundin supporten will. „Es wird ein Video geben, in dem ich ihre Klamotten trage.“ Auch auf einer anderen Ebene stimmt die Zusammenarbeit: „Sie macht sich viele Gedanken, auch um den guten Fußabdruck.“

See Also

Schließlich treiben Amariz auch politische Themen um. Auf ihrem Instagram-Kanal kann man sich in ihren Storys davon überzeugen, in denen sie unter anderem Rassismus und Vorurteile kritisch aufgreift. Klar teilt sie Storys vom Videodreh oder mal ein sexy Bild von sich, aber zwischendurch versucht sie auch, aufzuklären; beispielsweise über Black Fishing. Immerhin sei HipHop eine Schwarze Kultur, dafür habe sie sehr viel Respekt.

Sich selbst begreift Anna als einen sehr spirituellen Menschen und fühlt sich mehr zu Leuten hingezogen, die spirituell sind, in sich kehren und darauf achten, worauf es ankommt. Die Antworten finde man vor allem in sich selbst, da ist sich Amariz sicher: „Ich gucke mehr nach innen, als nach außen“. „Ich werde auf jeden Fall politischer werden. Ich wollte schon immer etwas verändern in der Welt.“ Deshalb will Amariz auch nicht nur über Gucci-Klamotten rappen, sondern auch ernstere Themen ansprechen, damit die Leute sich Gedanken machen „aber auf eine Art, dass Leute gerne zuhören“, setzt Amariz hinzu. Sie hat eben einen gewissen ästhetischen Anspruch. Und sie sei schon immer etwas rebellisch gegenüber der Welt gewesen.

Das Frau-sein in diesem Business empfindet Amariz gleichzeitig als Segen und als Fluch. „Es gibt viele Leute, die mit dir arbeiten wollen, die nicht nur auf die Arbeit aus sind“, drückt sie sich diplomatisch aus, „das find ich etwas schade. Aber man fällt auch mehr auf als Frau. Eben weil die Leute sehen ‚Oh, eine Frau! Mal sehen, ob die das kann.‘“ Viele Männer, mit denen sie in ihrem Leben zu tun hatte, hätten ihr bewiesen, dass Feminismus immer noch ein Thema ist. Auch deshalb ist Female Support ihr wichtig. In der Szene gäbe es immer noch so wenige Frauen „Aber wenn die Männer das können, können wir das schon lange.“ Amariz hat sich viel vorgenommen: „Ich möchte ein Gamechanger sein!“

Allein deshalb ist das Ziel für die Zukunft jetzt erstmal, ein paar Videos zu drehen und sich selbst besser zu vermarkten. „Man wird mehr von mir sehen. Ich werde auch tanzen und bald mit anderen Leuten arbeiten und alles wird etwas professioneller werden!“ Diese Frau sollte man im Blick behalten!

View Comments (0)

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Scroll To Top