Aktivistin, Kollektivgründerin, Künstlerin, Rebellin. Zurecht hat sich Ami Yerewolo ihren Titel als eine der größten und erfolgreichsten Rapperinnen Malis verdient. Ihre laute Stimme setzt sie für all diejenigen ein, die oft nicht gehört werden. Gleichzeitig gelingt ihr der Bogen zu tanzbarer, rhythmischer und unkonventioneller Musik. Aktivismus und guter Sound greifen bei dieser Rapperin zusammen wie ein Klettverschluss.
Ami Yerewolo wuchs in Mahina, einem kleinen Dorf im Westen von Mali auf. Bereits auf dem Schulhof eiferte sie ihren großen Rap-Idolen Fanga Fing und Tata Pound nach. Zusammen mit ihren Cousinen nahm sie an Rap-Wettbewerben teil und bewies männlichen Altersgenossen ihre Skills. Während ihres Studiums der Betriebswirtschaft machte sie ihre ersten Schritte in der professionellen Musikproduktion. Nachdem sie 2013 ihren Abschluss in der Tasche hatte, unterbreitete sie ihren Eltern eine große Entscheidung: Ab sofort würde sie ihre volle Zeit und Aufmerksamkeit der Musik widmen und nebenbei den HipHop in Mali revolutionieren. Gar kein Ding für Ami Yerewolo. Als sie 2014 ihr Debütalbum „Naissance“ releaste, feierte sie die Geburt ihres eigenen Sounds, fast sogar eigenen Genres: Auf dem Album treffen HipHop und Rap-Ansagen auf Gesang und Mandingo-Musik.
Heute lebt die 30-Jährige in Bamoko, der Hauptstadt Malis. Wenn die Rapperin keine neuen Tracks produziert, rauscht sie weiterhin durch den Kosmos zwischen HipHop und Feminismus. So gründete sie die Female Rap Crew Natty Girls und war Teil des Kollektivs 223 Crew, welches von Yéli Fuzo gegründet wurde. Mit der Prouktions- und Kommunikationsagentur Denfari Events erschuf sie eine weitere Plattform für aufstrebende Rapperinnen in Mali. Aus dem Bambara bedeutet der Agenturname so viel wie „das Kind, das keine Angst vor Herausforderungen hat“ – ein Mantra, das sich durch alle Facetten Yerewolos Arbeit zieht. Seit 2016 veranstaltet sie das Festival Le Mali A Des Rappeuses, „damit unsere Schwestern Referenzen haben.“ Erklärt sie dem Afrique Magazin.
Nachdem 2018 ihr zweites Album „Mon Combat“ rauskam, feierte sie am 30. April 2021 das Release ihres neuesten Werkes „AY“. Ihre Initialen im Titel verraten bereits, dass Ami Yerewolo auf dem Album ihre Persönlichkeit, Gedanken und politischen Aktvismus vollends ausdrückt. „AY“ kam zustande, nachdem Blick Bissy sie auf dem Show Me Festival in Zürich entdeckte und sie zum ersten Signing seines Labels Othantiq AA machte. Zusammen mit Romain Jovian komponierte und produzierte Blick Bissy den Sound für Ami Yerewolo: HipHop, elektronische Beats und traditionelle Instrumente wie Trompeten, Flöten und Orgeln verschmelzen zu einem afro-karibischen Sound. Die verspielten Rhythmiken liefern den perfekten Klangteppich für Yerewolos eindringliche Inhalte: Sie spricht über Loyalität, Sisterhood, Frauenrechte, Sexismus und Respekt. Schon in ihrem jungen Alter hat Ami Yerewolo einen Großteil ihrer Vorhaben erreicht: Erfolgreich im Rap sein? Check. Den malischen HipHop revolutionieren? Check. Was jetzt noch kommt, kann also nur noch großartig sein.