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Amil

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Amil Kahala Whitehead wurde 1978 in New York City als Kind einer weißen Mutter und eines Schwarzen Vaters geboren. Als ihre Eltern sie im frühen Alter verließen, adoptierte ihre Tante Amil und zog sie wie ein eigenes Kind auf. Bereits in ihrer Kindheit hatte HipHop einen prägenden Einfluss auf Amil: „When Fearless 4, Run DMC and all those groups came out I would go to the store and buy the albums and rap off of the instrumentals“, erinnert sie sich bei hiphopscriptures.com. „It was just something that was in me and I would just sit in my room and work on all of these rhymes.“ Mit zwölf Jahren begann Amil, rappend in lokalen Talentshows mitzumachen, jedoch ohne sich Musik als Karriereweg auszumalen.

Als Teenagerin wurde sie von ihrem Freund schwanger und bekam mit 19 einen Sohn. Zwei Jahre später verstarb ihre Tante, was Amil stark erschütterte. Weitere zwei Jahre später verlor Amils Partner und Vater ihres Sohnes sein Leben bei einem Gewaltverbrechen. Auf sich alleine gestellt, lebte Amil mit Anfang Zwanzig von Sozialhilfe und tat Dinge, die sie im Nachhinein bereute, wie Drogen zu verkaufen und sich in toxische Abhängigkeitsbeziehungen mit den falschen Männern zu begeben.

1997 wurde sie Teil der all-female Rap-Gruppe Major Coins. Zu diesem Zeitpunkt sah sich sich weder als Solo-Artist, noch erschien eine erfolgreiche Rapkarriere für sie vorstellbar. Im folgenden Jahr begleitete Amil ihre Crew-Kollegin Liz zu einer Studio-Session mit Jay-Z, der grade nach einer weiblichen Rapperin suchte, um Parts zu seinem dritten Studioalbum „Vol.2… Hard Knock Life“ beizusteuern. Amil sah eher ihre Major Coins-Kollegin Liz in dieser Rolle, doch nachdem Jay-Z beide für seine Single „Can I get a“ freestylen ließ, entschied er sich für die Raps von Amil, die folglich einen Featurepart zum Song beisteuerte. Neben dem Spot auf Jay-Zs Album landete die Single ebenfalls auf dem Soundtrack des Erfolgs-Kinofilms „Rush Hour“ und erreichte Platz 19 der amerikanischen Billboard-Charts. Jay-Z featurete Amil ebenfalls auf seiner Smash-Single „Jigga What, Jigga Who“. Aufgrund dieser gemeinsamen Erfolge legte er Amil nahe, Major Coins zu verlassen, um eine Solo-Karriere einzuschlagen. Amil signte 1998 bei Jay-Zs Label Roc-A-Fella Records und wurde mit ihrer markanten Stimme, sassy Attitüde und professionellen Produktionen auf der Höhe der Zeit als die First Lady of the Roc bekannt. Ihr Leben änderte sich damit schlagartig, dem Vibe-Magazin sagte sie: „Jay just put this career in my hands. I went from having nothing at all to wearing diamonds.“ Sie wurde abermals auf dem nächsten Jay-Z-Album gefeaturet und ging 1999 mit der Roc-A-Fella-Crew, DMX, Method Man und Redman auf die landesweite „Hard Knock Life“-Tour.

Amil aka Amillion hatte einen Hype, es folgten Features unter anderem mit Mariah Carey, Beanie Siegel, LL Cool J und DJ Clue sowie ein TV-Werbespot für Sprite. Gleichzeitig begann sie, an einem Solo-Album zu arbeiten. Das Vibe-Magazin enthüllte, dass Jay-Z bis dato alle Texte für Amils Feature-Parts geschrieben hatte, ihr Solo-Debüt schrieb sie jedoch komplett selbst. „I kept this album me – nothing more, nothing less“, erzählt Amil über den Album-Prozess in einem SOURCE-Artikel. Im August 2000 droppte der Longplayer als „All Money Is Legal“ mit den Video-Singleauskoppelungen „I got that“ feat. Beyoncé und „4 Da Fam“ feat. Jay-Z, Beanie Sigel und Memphis Bleak. (Fun Fact: Die Nun-Eheleute Jay-Z und Beyoncé begegneten sich bei den Studio-Aufnahmen zu Amils Album zum ersten Mal.) Das Album erreichte Platz 45 der US Billboard 200-Charts, leider blieben die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück, Musik-Kritiker:innen befanden Amils Vortragsweise und ihre größtenteils materialistischen Lyrics über Geld, finanzielle Unabhängigkeit und Designer-Kleidung für zu eintönig.

In einem Interview mit Vibe Ende 2000 kündigte Amil einige große Veränderungen in ihrem Leben an: Sie habe aufgehört, Drogen zu nehmen, wolle lieber mit ihrem Sohn und ihrem Partner zu Hause bleiben, als auf Partys zu gehen, und möglichst bald gerne ein Haus kaufen, heiraten und in den Süden der USA ziehen, wo das Leben langsamer ablaufe. Nach einem Featuresong mit Jay-Z und Memphis Bleak im selben Jahr für den Soundtrack des Kinofilms „Der verrückte Professor II“ schien es, als habe ihr Label Amil gedroppt, gerüchteweise unter anderem deswegen, weil sie an Gewicht zugenommen hatte. Ohne eine offizielle Auflösung ihres Vertrages verschwand sie einige Jahre fast komplett von der Bildfläche.

2006 gab sie im Gespräch mit HipHopGame.com an, es gehe ihr gut, sie widme sich mittlerweile überwiegend ihren Kindern und arbeite an einem neuen Album. Ihre Zeit bei Roc-A-Fella bereue sie trotz ihres Weggangs jedoch nicht. Sie antwortete auf die Frage, ob weibliche Rapperinnen Kritik bezüglich ihres Gewichtes bekämen, die männliche Kollegen nicht zu erwarten hätten: „Definitely. You have to be picture-perfect and you have to meet the standards of the perfect woman. That’s unreal to me. Real women do not have plastic-looking bodies. The average woman is not a size 0. You can do what you have to to to keep yourself looking like that or you could just be you. Me, I choose just to be me.“

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2008 veröffentlichte Amil independent die Mixtapes „Az Iz“ und „Amil Returns The Lost Classics Edition“, jedoch ohne an frühere Erfolge anknüpfen zu können. In einem Interview mit dem Billboard-Magazin sagte sie 2011, sie habe insgesamt drei Kinder und sei hauptsächlich Mutter. Zu Jay-Z habe sie seit Jahren keinen Kontakt gehabt, würde sich aber gerne mit ihm aussprechen, sie hege keinen Groll gegen ihn.

2014 reflektierte Amil in einem weiteren Interview mit Billboard, sie habe ihrer Karriere damals einfach den Rücken gekehrt, weil all der Ruhm und der Lifestyle als Artist ihr zu viel wurden und sie mental nicht gewappnet für den Beruf der Entertainerin gewesen sei. Sie habe es gehasst, für Auftritte reisen zu müssen, und statt auf Partys in Clubs lieber bei ihrem Sohn sein wollen, der zu der Zeit gesundheitliche Probleme hatte. Es habe aber keine Verwerfungen mit Roc-A-Fella gegeben. Im selben Jahr veröffentlichte sie einen neuen Song („Remember“) aus ihrem angekündigten Mixtape „A Moment in Life“, einer musikalischen Hommage an den HipHop der Neunziger Jahre, da dies ihre Lieblings-Phase des US-Raps sei. Nach vernichtender Kritik verschwand Amil jedoch erneut aus dem Spotlight – bis zu einem Interview mit HipHop News Uncensored in 2018, in dem sie bestätigte, dass sie bei Roc-A-Fella von allen Aktivitäten ausgeschlossen wurde, nachdem sie Gewicht zugenommen hatte, und Assistenten sie am direkten Kontakt mit Jay-Z gehindert haben.

Amil ist definitiv eine prägnante Figur des Spätneunziger-/2000er US-Raps, der Roc-A-Fella-Ära und nicht zuletzt für female Rap, der, wie ihre Karriere leider beispielhaft zeigt, zu oft an mehr als ihrem Talent gemessen wurde: „It’s definitly harder. It’s like a completely different game for a woman. Women, to me, they don’t get the same respect as a man does“, so Amil 2006 im Interview mit HipHopGame.com. Entsprechend höher müsste der Erfolg der „illest female that you heard thus far“ um die Jahrhundertwende herum bewertet werden. Show sum respect!

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