Ana Ford heißt eigentlich Nasma – Spitzname „Nas“. Doch weil der Name Nas in der Rapwelt bekanntlich bereits belegt ist, wählte Nas für ihre musikalischen Projekte ein anderes Pseudonym. Nachvollziehbar.
Nasma ist eine Frau mit marokkanischen Wurzeln und vielen Talenten. Sie ist professionelle Schauspielerin und ausgebildete Tänzerin. Zu Ana Ford wird sie auf der Bühne nur, wenn sie Musik macht. Ursprünglich war Ana Ford nur Nasmas Username für Online-Schach. Später, als sie mit 18 Jahren zu rappen begann, diente er ihr dann als Alter Ego.
Alles begann, als sie Freunde von Freunden beim Freestyle beobachtete. Zu dieser Zeit ging Nasma durch eine schwierige Phase. Doch als die die Leute beim Rappen sah, da stand für sie fest, dass das kein Zufall war und ihr Rap einen Sinn im Leben geben würde. „Ich war so fasziniert und wollte nur nach Hause gehen und das Gleiche tun. Also tat ich es. Das hat mein Leben verändert“, erinnert sie sich.
Fünf Jahre zog sie ihr Rap-Ding durch und stellte dann fest, dass es als Frau gar nicht so leicht ist, sich in der frankophonen Rapszene zu behaupten. „In Amerika sind Frauen im Rap einfach angekommen. Niemand scheint dort daran zu zweifeln, dass Frauen dasselbe Talent wie Männer haben. In der frankophonen Rapwelt hält sich aber noch immer diese ’sie rappt ganz gut für eine Frau‘-Idee. Wenn ein Mann rappt, dann ist das Rap. Wenn aber eine Frau rappt, dann ist es eine Erweiterung des Rap: es ist Frauen-Rap.“
Frustriert machte Ana Ford deshalb eine musikalische Pause und meldete sich erst 2019 wieder zurück. „Damals habe ich mein eigenes Potenzial nicht erkannt und nicht genug an mich geglaubt, um weiter zu machen. Ich hatte private Probleme, keine Geduld zu üben und mir fehlten die richtigen Personen, mit denen ich hätte arbeiten können. Ich dachte, ich würde meine Zeit und Energie für etwas verschwenden, das es nicht wert sei. Heute weiß ich aber: ich habe mich geirrt!“.
Ana Ford ist so individuell wie ihr Sound. In ihren Songs geht es um alltägliche Dinge. Von Menschen, die sie umgeben – ihrer Familie, ihren Freunden und natürlich um ihre eigene Gedankenwelt. In ihrer Musik verarbeitet sie persönliche Erfahrungen und Emotionen. Klanglich lässt sich das schwer einordnen. Fragt man sie nach ihren musikalischen Inspirationen wird schnell deutlich, weshalb das so ist: „Von Beyoncé über die Bruderschaften von Aïssawa und Gnawa, Bob Marley, Cardi B., Bach, Hans Zimmer oder Thom York, beeinflussen mich die unterschiedlichsten Künstler:innen – bis hin zu Metallica.“ Eine wild avantgardistische Mischung und so klingt der Ana Ford-Sound dann auch.
Ihren künstlerische Prozess beim Texten beschreibt sie dagegen unkompliziert: „Wenn ich schreibe, stelle ich mir nicht tausend Fragen zu den Inhalten, die ich entwickeln werde. Tatsächlich stelle ich mir überhaupt keine Frage. Ich weiß nur, welche Art von Energie ich auf dieses oder jenes Instrumental übertragen möchte. Es geht mehr um eine Stimmung als um das Thema selbst.“
Dabei dienen Musik und Kunst Nasma dazu, Menschen zusammenzubringen. Darin erfolgreich zu sein, ist ihr ein wichtiges Anliegen. Erfolg für sich selbst wünscht sie sich aber nicht aus egoistischen Motiven. Vielmehr verfolgt sie damit einen höheren Zweck: „Meine Musik ist nicht politisch. Aber mein Erfolg kann es sein. Mein Erfolg als Frau, Araberin und Muslimin.“
Aktuell arbeitet Ana Ford an ihrem nächsten Single-Release.