Anass macht Rap von der Straße. Rap aus Südfrankreich. Rap direkt aus dem Herzen.
Auf Social-Media tritt die französische MC ab 2018 in Erscheinung und präsentiert ihre Auskopplung „Bogossa“. Darin treffen catchy Hooks auf Dancehall, Autotune und Pop-Einflüsse. Die fröhliche Single und besonders das Video, in dem Anass mit Kindern und Jugendlichen im TikTok-Stil feiert, verbreiten definitiv gute Stimmung.
Und warum tanzt du nicht? Warum tanzt du nicht?“
Lyrics „Bogossa“ (Original: „Et pourquoi tu danses pas? Pourquoi tu danses pas?“)
In den folgenden Tracks widmet sich die Mitte-20-Jährige zunehmend den Realitäten der Straße, sie thematisiert Rassismus und Polizeigewalt. Anass künstlerische Antwort auf unterdrückende Strukturen: Zusammenhalt. So stellt sie, wie in „J’suis dans l’hood“ („Ich bin in der Hood“), die widerständige Kraft der Community ins Zentrum des Geschehens.
Nachdem es einige Zeit ruhig um die MC war, erscheint 2021 „2 MINUTES DE RAP“. Nimmt man es ganz genau, handelt es sich um 2:40 Minuten Rap. Ein kurzer, dafür umso eindrücklicher Track, dessen Inhalt sich langsam aufbaut und der eine düstere Wucht entfaltet.
Hier ist kein Dolce Vita.“
Lyrics „2 MINUTES DE RAP“ (Original: „Ici, c’est pas dolce vita.“)
Anass beschreibt in „2 MINUTES DE RAP“ ihre persönliche Lebenswirklichkeit zwischen Rap, Knast und begrenzten Möglichkeiten. Es geht nicht um Glamour oder Lifestyle wie bei Adele und Rihanna, sondern um Trainingsanzüge und Geldprobleme. Der zweite Teil von „2 MINUTES DE RAP“ handelt von rassistischer Polizeigewalt und dem zermürbenden Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.
Hier ist Eric, warum haben wir Angst vor der Polizei?
Lyrics „2 MINUTES DE RAP“ (Original: „Voilà Eric, pourquoi on a peur de la police? Voilà Marine, pourquoi on a peur de la police?“)
Das ist Marine, warum haben wir Angst vor der Polizei?“
Ob „Bogossa“ oder „2 MINUTES DE RAP“, Anass verzichtet auf eine abstrakte Inszenierung eines Alter-Egos oder einer glamourösen Parallel-Welt. Sie rappt über tatsächliche Verhältnisse, so wie Anass sie jeden Tag erlebt. Dabei bleibt die Künstlerin immer nah an ihren und den Erfahrungen der Menschen aus ihrer Lebenswelt. Kurz gesagt: Rap direkt von der Straße, Rap direkt aus dem Herzen.