Plötzlich stand Asayel al-Bishi im Licht einer breiten Öffentlichkeit. Das war im Februar dieses Jahres. Die saudi-arabische Rapperin hatte unter ihrem Künstlernamen Asayel Slay auf ihrem YouTube Channel das Video „Mecca Girl“ hochgeladen, in dem sie über die Stärke und Schönheit der Frauen aus Mekka rappt. Der lässige Track ging viral. Während sie mit Kopftuch selbstbewusst in einem Café steht, sieht man im Hintergrund junge Menschen tanzen. „You drop the beat, with mecca girls you can’t compete“, heißt es beispielsweise in den Lyrics, die teils auf Arabisch, teils auf Englisch sind. Oder: „A mecca girl ist all you need.“ Der Gouverneur Khalid bin Faisal sah das offenbar anders. Er twitterte, der Song verletze Traditionen und Bräuche der Menschen in Mekka. Er forderte die strafrechtliche Verfolgung Asayel al-Bishis und ihres Teams und drohte ihr mit einer Haftstrafe.
Dabei hatte die saudi-arabische Regierung erst kurz zuvor westliche Prominente eingeladen Konzerte zu geben. Das Land ist bemüht nach Außen fortschrittlich zu wirken, obwohl der Alltag ganz anders aussieht. Für Frauen ist es immer noch üblich, dass ein männlicher Vormund über sie bestimmt. Dennoch ist Asayel Slay nicht die einzige Rapperin Saudi-Arabiens. 2018 hatte Leesa A ein Video releast, indem es darum geht, dass es Frauen jetzt (erst!) erlaubt ist ohne Begleitung Auto zu fahren. „Ich brauche niemanden, der mich mitnimmt. Ich nehme meinen Führerschein mit“, rappt sie am Steuer. Dieses Video wurde in Saudi-Arabien positiv aufgefasst. Warum also nicht der Song „Mecca Girl“?
Khalid bin Faisal schien sich zusätzlich an den ostafrikanischen Wurzeln Asayel al-Bishis zu stören. Er nutzte den Hashtag: „They are not the girls of Mecca“ und spielte damit auf ihre Herkunft Eritrea und ihre Hautfarbe an. Er zeigte sich demnach nicht nur frauenfeindlich, sondern zudem rassistisch. Asayel Slay sah sich gezwungen, das Video von ihrem Channel zu löschen. Glücklicherweise erfuhr sie jedoch auch Support unter dem Hashtag #Mecca_Girl_Represents_Me.
Weil der öffentliche Druck groß war, wurde Asayel al-Bishi schnell wieder aus der Haft entlassen. In einem Interview sagte sie: „The problem was that I taped the music video of a song that I wrote without a permit to film the video.“ Dass das nicht der ganzen Wahrheit entspricht lässt sich anhand der fremden- und frauenfeindlichen Tweets erahnen. Trotz allem hat Asayel Slay vor, auch in naher Zukunft weiter Videos zu releasen. Sie bedankte sich bei allen, die sie in der schweren Zeit supportet haben. Eigentlich müssten wir uns jedoch bei ihr bedanken: Dafür, dass sie sich trotz Gewalt ihre Stimme nicht nehmen lässt und als Vorreiterin ihres Landes dafür kämpft, sein zu dürfen, wer sie ist. Eine Frau, eine „bnt Mecca“ (Tochter aus Mekka) und Rapperin.