Blutüberströmt, mit blau gefärbten Haaren und unaufhörlich das Wort „wet“ schreiend, taucht Ashnikko im Video zu ihrer Durchbruch-Single „Stupid“ auf. Diese erste Szene aus dem im Oktober 2019 erschienen Clip fasst das Phänomen Ashnikko schon ganz gut zusammen. „This seems like a realistic purge with girls just getting back at their exes,“ heißt es in dem Top-Kommentar unter dem Video auf YouTube ziemlich treffend. Die mittlerweile 30 Millionen Aufrufe lassen sich dabei vor allem auf die Plattform TikTok zurückführen, die innerhalb der vergangenen ein bis zwei Jahre für gefühlt jeden zweiten tornadoartigen Internet-Hit gesorgt hat. Anders gesagt: Wenn ein Song viral geht, bedeutet das heutzutage, dass eine riesige Schar Jugendlicher Lipsynch-Videos zu diesem Song aufnimmt, diese in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit teilt und innerhalb verrückter Dancemove-Challenges nachahmt.
Der Weg Ashnikkos hin zu einer der viralen Sensationen des vergangenen Jahres war jedoch ein langer. Geboren wurde die heute 24-Jährige in einem kleinen Örtchen in North Carolina. Mit 13 Jahren zieht ihre Familie wegen des Jobs ihres Vaters einmal quer über den Globus nach Estland, um nur ein Jahr später nach Amerika zurückzukommen und nach Lettland weiterzuziehen, wo Ashnikko bis zu ihrem 18. Geburtstag bleibt. Schließlich geht es für die junge Amerikanerin auf eigene Faust nach London, um den lange gehegten Traum des Musikerinnen-Daseins auszuleben. Ihre erste EP erscheint 2017 mit dem Produzenten Raf Riley unter dem Titel „Sass Pancakes“. Bereits hier wird Ashnikkos extrovertierter Charakter deutlich. Damals noch mit giftgrün gefärbten Haaren, flowt sie diabolisch lachend über synthetisch-futuristische Beats. Mit ihrem extravaganten Kleidungsstil, der XXL-Klamotten mit Punk-Elementen vermischt, nimmt sie gewissermaßen einen globalen Trend voraus, der Billie Eilish zwei Jahre später zur Sensation auf sämtlichen roten Teppichen von New York bis LA werden lässt.
Auf ihrer aktuellen EP, auf der „Stupid“ das Licht der Welt erblickte, verarbeitet Ashnikko eine harte Trennung. Die Songs, die als selbsttherapierende Maßnahmen daraus entstanden, klingen jedoch alles andere als traurig oder nostalgisch. Allen voran „Stupid“ ist eine empowernde, sex-positive Hymne an das eigene Selbstwertgefühl. Auf blubbernden Bubblegum-Beats mit harten Drums als Kontrast schreit, singt und rappt Ashnikko sich selbst ein Manifest. In einem Interview erzählt sie, wie sie eigentlich extrem niedergeschlagen aus einer für sie toxischen Beziehung gekommen ist, aber versuchen wollte, Texte zu schreiben, die sie aus dem Loch herausziehen. Durch mantraartiges Wiederholen der eigenen Lyrics verwandelten sich diese irgendwann auch wirklich zu den herausgeschrienen Kampfansagen, durch die sich Frauen* rund um den Globus ermächtigen. Auf TikTok häufen sich unzählige Videos an, in denen meist junge Frauen vergangene Beziehungen mit Ashnikkos Musik im Hintergrund aufarbeiten. Das Highlight: eine geschiedene Frau, die sich selbst dabei filmt, wie sie die Alimente ihres Ex-Manns verprasst und dabei grinsend die „Stupid“-Lyrics in die Kamera trällert.
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