Asia Wish Child, kurz Awich, ist aktuell eine der interessantesten und vielseitigsten Musikerinnen Japans. Ihre Karriere hat dabei wie die vieler deutscher MCs von Stuttgart bis Berlin begonnen – durch den Einfluss amerikanischer G.I.s. Aufgewachsen auf Okinawa, einer japanischen Insel, die zu großen Teilen von einer amerikanischen Militärbasis bedeckt ist, bekommt Akiko Urasaki im Alter von 14 Jahren das erste Mal eine Tupac-CD in die Hände. “All Eyez On Me” ist der Startschuss für Awichs Leidenschaft. Mit den Lyrics lernt sie Englisch, fängt selbst an Rhymes zu schreiben und saugt die amerikanische HipHop-Kultur förmlich in sich auf.
Mit 19 zieht sie dann schließlich zum Studieren in die Trapcity schlechthin, Atlanta. Dort lernt sie ihren Mann kennen, einen gebürtigen New Yorker, und die beiden bekommen eine Tochter. Doch das Glück ist für Awich in Atlanta leider nicht von Dauer. Als ihr Mann 2011 erschossen wird, kehrt sie mit seiner Asche und der kleinen Tochter nach Okinawa zurück. Diesen einschneidenden Erlebnissen widmet sie den Song Ashes. Heute sagt sie, ihre Vergangenheit habe sie empathischer und stärker gemacht und diese Stärke hat sie in ihre Arbeit gesteckt. 2020 veröffentlicht sie ihr nunmehr drittes Studioalbum „孔雀“, zu deutsch „Pfau“. Neben ihrer Musik gründet Awich mit Cipher City eine eigene Produktionsfirma und dreht den beim New Renaissance Film Festival in Amsterdam preisgekrönten Kurzfilm „Aimer“.
„In Japan werden Frauen schnell kategorisiert und in Schubladen gesteckt”, sagt Awich in der Red Bull-Doku „Asia Rising“, in der sie neben asiatischen Künstler*innen wie Rich Brian, Suboi und Keith Ape porträtiert wird. Mit ihrer Arbeit will sie dieser Kategorisierung entgegenwirken. Zeigen, dass sie viele Facetten hat, von keinem Mann abhängig ist und dass weibliche Sexualität und die Liebe zum eigenen Körper nichts Obszönes ist. Ihre Lyrics mischen Englisch, Japanisch und Okinawan; mal rappt sie in Dessous mit harter taking-no-bullshit-Attitude auf Songs wie „SENNO“ und „NEBUTA“ oder ist gefühlvoll singend mit einem Plüschmonster an ihrer Seite im Video zu „Love Me Up“ zu sehen. Ihre Tochter Yomi Jah tritt schon in ihre Fußstapfen, zum Beispiel als Feature im Song „Jah Love“.