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Ayra Starr

Ayra Starr

Soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, einfach gehört werden: Diese Ziele treiben die nigerianische Sängerin an. Ayra Starr hat als Jugendliche den Schritt gewagt, Musik zu machen und sich ihrer Angst und der Meinung anderer gestellt. Heute hat sie damit einen Riesenerfolg und wurde zum Vorbild, das sie sich in ihrer Kindheit gewünscht hat. Mittlerweile wird sie sogar als „Botschafterin der nigerianischen Jugend” betitelt. 

„Ich wollte schon immer ein Star sein”, erklärt Ayra Starr dem Online-Magazin gal-dem die Herkunft ihres Künstlernamens. Dahinter verbirgt sich aber weitaus mehr als nur die Ambition auf Ruhm. Ayra sei ein arabischer Name und bedeutet „hoch angesehen, wach und aufgeschlossen”. Eine Beschreibung, die durchaus auf die 20-Jährige zutrifft, denn auch sie selbst bezeichnet sich als „woke”. „Ich kann mich einfach nicht zurückhalten, wenn es darum geht, über soziale Gerechtigkeit und all das zu sprechen.”

Ich breche aus, ich bin eine starke Kriegerin und kämpfe gegen alles, das mir keinen Frieden gibt.“

Lyrics aus dem Song „Away“

Die Offenheit der 20-Jährigen beeindruckt besonders, wenn man bedenkt, dass sie eine junge Nigerianerin ist, während die Jugend des Landes an der Spitze der #EndSars-Bewegung gegen Polizeibrutalität steht. Ayra Starr wurde  in Cotonou in Bénin geboren und  wuchs dort und im nigerianischen Lagos auf. Im Alter von 14 Jahren ging sie in Bénin auf eine Universität, wo sie wegen ihres Alters von den anderen Studierenden gemobbt wurde. Sie weigerte sich jedoch, sich deshalb einschränken zu lassen. Um dem Spott entgegenzuwirken, wandte sich Ayra Starr der Musik zu: „Wenn ich auf dem Weg zur Schule Nicki Minaj hörte, fühlte ich mich wie die zweite Nicki Minaj.” Das gab ihr den nötigen Mut. 

Die Überwindung der Hindernisse, mit denen sich die geborene Oyinkansola Sarah Aderibigbe konfrontiert sah, bescherte ihr ein unglaubliches Selbstbewusstsein. „Ich habe keine andere Wahl als selbstbewusst zu sein“, sagt Ayra im Interview mit gal-dem. „Ich möchte mit allem, das ich tue, etwas Ikonisches schaffen.” Das gelang ihr mit einem katapultartigen Start im Jahr 2019. Schon einige Zeit zuvor stand die Sängerin im Rampenlicht, jedoch vorerst als Model. Erst später entschied sie sich vollends für die Musikkarriere und fing an, Cover von Songs bekannter Künstler:innen auf Instagram zu posten. Als sie ihren ersten eigenen Track veröffentlichte, wurde der Plattenproduzent Don Jazzy auf sie aufmerksam, der sie direkt bei seinem Label Mavin Records unter Vertrag nahm.

Im Jahr 2020 begann sie, mit den Produzenten Louddaaa und Don Jazzy Aufnahmen zu machen. Ihr bisher bekanntestes Album kam kurze Zeit später auf den Markt. Unter dem Titel „19 & Dangerous” rappt die heute 20-Jährige auf ihrem Debüt in elf Songs von der Vergänglichkeit und Unkontrollierbarkeit des Lebens, von Herzschmerz und von der Entscheidung, trotz allem zu gedeihen. Neben Feminismus und sozialer Gerechtigkeit setzt sie sich dabei auch mit schweren Themen auseinander, darunter sexuelle Gewalt und Drogenmissbrauch. 

Warum hast du mir die Drogen gegeben, die ich genommen habe? Warum hast du mich gezwungen, sie zu nehmen?“

Lyrics aus dem Song „Toxic”

Auf den ersten Song des Albums ist die Rapperin ganz besonders stolz. „Cast (Gen Z Anthem)” machte sie indirekt zur “Botschafterin der nigerianischen Jugend”. Im Interview mit gal-dem verrät Ayra Starr, dass es ihr dabei vor allem darum gehe, eine Message zu verbreiten: „Verbiege dich nicht, sei gut und sei freundlich.” „Bridgertn” geht in eine ähnliche Richtung. Darin macht sie ihre Ablehnung gesellschaftlicher Normen deutlich: „Ich bin die Königin, verbeugt euch. Ich habe alle Stereotypen gebrochen, ich mache meine Regeln, ich breche alle eure Regeln.”

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Mit ihrer Musik will Ayra Starr eins erreichen: ein Vorbild für junge Mädchen und Frauen sein. Im Interview mit Rolling Stone erzählt die 20-Jährige, dass es für sie sehr schwer gewesen sei, solche Vorbilder zu finden. „Ich erinnere mich, dass ich, als ich anfing, Musik zu schreiben, nicht viele junge afrikanische Musikerinnen hatte, zu denen ich aufschauen konnte, also suchte ich einfach bei Google. Ich wollte auch wissen: ‚Wen haben die Leute 1960 gehört? Was hörten die Leute 1970?‘ So bin ich auf Eartha Kitt gestoßen.” Ihr Album beginnt deshalb mit einem Auszug aus einem Interview mit Eartha Kitt, der die Bedeutung der Identität und die Macht der eigenen Entscheidung hervorhebt: 

Life is not problematical, we make it problematical by listening to someone else… to something.”

Artikel aus the49thstreet

Dem Rolling Stone erklärt sie: „Ich werde mir meine eigene Bühne bauen. Wenn niemand denkt, dass ich gut genug bin, werde ich einfach mein eigenes Ding machen.” Mit den Lyrics ihrer Songs will sie vor allem Schwarze Mädchen dazu inspirieren, sich stark zu fühlen, und darüber hinaus ihre Generation dazu inspirieren, nach persönlicher Freiheit zu streben. „Ich kann es kaum erwarten, dass mehr Frauen Musik machen”, fügt sie hinzu. 

Seit der Veröffentlichung ihrer Debüt-EP ist eins ganz klar: Die unsichere Sängerin, die damals mit sich haderte, Videos auf Instagram zu posten, ist verschwunden. Ihr Mut hat sich ausgezahlt, mittlerweile inspiriert sie mit ihrer Musik eine riesige Fangemeinde. Auf Instagram hat die Nigerianerin 1,7 Millionen Follower, auf Spotify verfolgen monatlich mehr als 1,3 Millionen Hörer:innen ihre Musik. Zuletzt veröffentlichte Ayra Starr ihre Single „Overdose”, die die Sucht-ähnliche Wirkung der Liebe thematisiert. Ob die neu erschienene Single ein Anzeichen für ein neues Album sein könnte, wird sich zeigen. Eins ist aber sicher: Um die nigerianische Rapperin Ayra Starr wird es nicht lange ruhig bleiben. 

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