Wie männlich dominiert die Rapwelt ist, stellte Azisa bereits in jungem Alter fest. Verunsichert durch die wenigen weiblichen Konzertbesucherinnen und Rapperinnen in ihrer Jugend fiel es ihr nicht leicht, mit ihrer eigenen Musik an die Öffentlichkeit zu gehen. Heute ist die 29-Jährige froh, eine Entwicklung in der Szene beobachtet zu haben und inzwischen selbst Teil eben dieser Veränderung zu sein.
Die gebürtige Frankfurterin entdeckte ihre Liebe zur HipHop-Szene bereits im Kindesalter. Obwohl sie das Gesungene damals noch nicht verstand, ließ sie sich dank der Komödie „Sister Act 2“ von der US-amerikanischen Sängerin und Rapperin Lauryn Hill faszinieren. Auch an ihre Begeisterung für Queen Latifah erinnert sie sich heute noch ganz genau. Zusätzlich geprägt durch die musikalischen Einflüsse ihres Bruder im Grundschulalter wie Wu-Tang, Bones Thugs oder Eminem sozialisierte sie sich spätestens im Alter von 14 Jahren mit Azad und Jonesmann, deren Alben sie damals ununterbrochen hörte. Parallel zu diesen Entdeckungen begann sie, sich erstmals bewusst mit Rap zu beschäftigen, selbst zu texten und in ihrem Freundeskreis an Freestyles teilzunehmen.
Nachdem sie mit 20 Jahren das erste Mal die Chance nutzen konnte, Tapes aufzunehmen und zu verbreiten, legte sie jedoch während ihres Studiums und ihrer Ausbildung eine Rap-Pause ein. Heute arbeitet Azisa als Sozialarbeiterin in der offenen Jugendarbeit, doch die Pause konnte ihre Liebe zur Musik keineswegs mindern. In gemeinsamer Zusammenarbeit mit Figub Brazlevic und Wilczynski veröffentlichte sie verschiedene 16-Bars-Videos, die ihr erneut Aufmerksamkeit verschaffen konnten. Das Endprodukt dieser Zusammenarbeiten ist hörbar geprägt von den Interpret*innen ihrer Kindheit und Jugend: Eine Mischung aus Oldschool und Soul bis hin zu klassischem Westcoast G-Funk sorgt für Azisas prägenden Stil. Je nach aktueller Stimmungslage variiert sie dabei zwischen entsprechenden Subgenres, denn das Rappen ist für sie vor allen Dingen ein Hobby, das sie vollends genießen möchte. Für sie ist Rap etwas, das immer Spaß machen und persönlich bereichernd sein sollte. Trotzdem nutzt sie die Musik auch gerne als Möglichkeit, politische Statements und die Reflexion aktueller gesellschaftlicher Debatten zu verpacken. „Ich weiß genau wer ich bin, Frau, heller Kopf, braune Haut, Haare kraus / bedeutet mehr Arbeit, das nehm‘ ich gern‘ in Kauf“ rappt sie und positioniert sich damit entschieden selbstbewusst gegen jeglichen Sexismus und Rassismus, dem sie als weibliche POC ausgesetzt ist.
Nachdem Azisa im Mai die Single „Kannst du mich fühlen“ veröffentlichte, stehen für die nächste Zeit abwechslungsreiche Features an, von denen sie sich für die Zukunft auch weitere erhofft. Auch eine Cypher mit anderen Rapperinnen, um den weiblichen Untergrund zu präsentieren, wäre für sie in der Zukunft denkbar. Azisa steckt voller Pläne, unter anderem auch die Veröffentlichung ihrer ersten EP im kommenden Jahr, von der voraussichtlich genauso viel Abwechslung und Gefühl zu erwarten ist, wie von vorherigen Releases.
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