Von Singapur über London nach Rom, hin zu einer der prägendsten Künstler:innen der italienischen HipHop-Szene: Baby K aka „Femmina Alfa“ (dt. „Alphaweibchen“).
Claudia Nahum, so der bürgerliche Name von Baby K, wurde 1983 in Singapur als Kind italienischer Eltern geboren. Aufgrund der beruflichen Situation des Vaters, er arbeitet als Geophysiker, zieht es die Familie bald schon nach Jakarta und darauf nach London. In der britischen Hauptstadt verfeinert Baby K ihr musikalisches Talent und Interesse an der Harrow School of Young Musicians. Im Alter von siebzehn Jahren zieht es sie jedoch in die eigentliche Heimat ihrer Eltern, nach Rom. Hier kommt die junge Künstlerin schnell in Kontakt mit der lokalen HipHop-Szene und unternimmt Anfang der 2000er Jahre die ersten Versuche als Rapperin. Zudem arbeitet sie als Moderatorin von HipHop-Shows im italienischen Radio. Geprägt von den verschiedenen Etappen in ihrem Leben und den so bedingten unterschiedlichen kulturellen Einflüssen, entscheidet sich die junge Künstlerin direkt zu Beginn ihrer Karriere dafür, auf Italienisch statt auf Englisch zu schreiben und zu rappen.
Nach einigen Tätigkeiten und kleineren Gastbeiträgen im italienischen HipHop-Undergorund gibt Baby K ihr offizielles Debüt 2007 auf der Single „Non siete pronti“ an der Seite des Rappers Amir Issaa. Ein Jahr später folgt ihre erste EP „S.O.S.“ mit sechs Tracks. Wirklich an Fahrt nimmt Baby Ks Karriere jedoch erst um 2010/11 mit der Veröffentlichung ihrer EP „Femmina Alfa“ auf, deren Titeltrack auch ihre erste kommerziell erfolgreiche Solo-Single darstellt.
Der Erfolg ihrer zweiten LP ermöglicht Baby K, den nächsten Karriereschritt zu machen: Nur kurze Zeit später eröffnet die Künstlerin für etablierte italienische Rapper wie Gué Pequeno und Marracash sowie für Weltstars wie Nicki Minaj und Azaelia Banks bei deren Konzerten in Italien.
Baby Ks Talent und Bühnenpräsenz bleiben nicht lang unentdeckt, und so unterzeichnet sie 2013 bei Sony einen Plattendeal. Es folgt ihr Debütalbum „Una Seria“ mit den Singles „Sparami“, „Killer“ featuring Tiziano Ferro und „Non cambierò mai“ featuring Marracash. Im Jahr 2015 folgt ihr zweites Studioalbum „Kiss Kiss Bang Bang“, welches den Erfolg der ersten LP bei weiten überholt und Baby K zu neuen Höhen auf der Karriereleiter führt. Besonders auffällig an der zweiten Platte gerät der Sound: Produziert von Takagi & Ketra, sind auf „Kiss Kiss Bang BanG“ nun noch deutlicher als auf dem Vorgänger Einflüsse aus Elektro- („Anna Wintour“, „Chiudo gli occhi e salto“) und Popmusik („Venerdì“) zu hören. Wenngleich Baby K von Beginn ihrer Karriere an mit den verschiedenen musikalischen Einflüssen spielt, deutet sich bereits an, dass typische Rap- und HipHop-Elemente und -Sounds mehr in den Hintergrund rücken. Das beweist beispielsweise die Singleauskopplung „Roma – Bangkok“ mit der italienischen X-Factor-Teilnehmerin Giusy Ferreri. Der Song bricht 2015 alle Rekorde in Italien und bleibt vor allem aufgrund der catchy Hook in Erinnerung. Immerhin gab es neunmal Platin für die Nummer.
Mit neuem Look und frisch blondierten Haaren meldet sich Baby K 2018 mit ihrem dritten Album „Icona“ zurück. Was bis dahin noch eher eine Vermutung war, bewahrheitet sich mit Singles wie „Aspettavo solo te“ und „Come no“ nun zunehmend: Baby Ks Reise entwickelt sich weiter weg von ihren Hip-Hop-Wurzeln hin zum – let’s face it – generischen Autotune-Pop: solide gemacht, aber auch irgendwie nichts Neues.
Insofern kommt die jüngste Kollaboration von Baby K mit Pop-Gigant Alvaro Soler auf der Singleauskopplung „Non dire una parola“ aus ihrem neusten Album „Donna Sulla Luna“ (2021) auch wenig überraschend. Wir hätten nichts dagegen, wenn Baby K doch irgendwann noch einmal zu ihren HipHop-Wurzeln zurückkehrt.