This ain’t rappin’, this is Witch Hop – meet Backxwash.
Die Wahlkanadierin Backxwash, bürgerlich Ashanti Mutinta, wuchs in Lusaka, der Hauptstadt Zambias in Südafrika auf. Ihre Erziehung war stark christlich geprägt, bei ihrer Großmutter liefen im Fernsehen eher TV-Predigten als Cartoons. Inspiriert durch das Musikvideo „Mo Money Mo Problems“ von Notorious B.I.G. fing Mutinta im Alter von zehn Jahren an, dessen Texte nachzurappen. Als junger Teenager began sie, Musik im Programm FL Studio zu produzieren, das ihr Bruder auf dem heimischen PC installiert hatte. Mit 17 zog Mutinta nach Vancouver in Kanada, um dort zu studieren. Nach ihrem Abschluss ging sie 2017 nach Montreal, wo sie erstmals in kleinen Clubs performte und ihre Debüt-EP „F.R.E.A.K.S.“ veröffentlichte.
Zu „F.R.E.A.K.S.“ aus dem Juni 2018 heißt es auf Bandcamp treffend: „Backxwash talks about sexuality, gender identity, abuse, religion and intersectionality over glittery and dark sounds“, verwandt mit dem schrägen Klangentwurf von Tyler, the Creator meets Aesop Rock. Auf weiteren Releases wie der „Black Sailor Moon“ EP („a rage filled approach to religion, gender, sexuality and witchcraft“), dem Album „Deviancy“ und dem diesjährigen Longplayer „God has nothing to do with this leave him out of it“ entwickelte Backxwash ihren experimentellen Rap-Sound konsequent weiter. Neben ihren komplexen Lyrics übernahm sie auch immer mehr die Produktion ihrer Instrumentals, auf denen sie Britney Spears genauso samplet wie Ozzy Ozbourne, Nine Inch Nails, Ausschnitte aus den TV-Predigten ihrer Jugend oder Ritualgesänge aus ihrer afrikanischen Heimat.
Der abseitige Dunkelglitzer blieb Backxwashs Musik dabei seit „F.R.E.A.K.S.“ stets erhalten, seit ihrem ersten Album „Deviancy“ mischten sich vermehrt auch Gitarrenriffs zwischen knarzende Bässe, Störgeräusche, Industrial- und Metal-Einflüsse. Ihr jüngstes Werk, die „Stigmata“ EP, entstand komplett um Ausschnitte aus christlichen Death-Metal-Songs herum. Ihre Musikvideos erinnern an Horrorfilme aus den 80er Jahren.
In dieser dystopisch-ästhetischen Atmosphäre behandelt Backxwash mit einer gehörigen Portion Wut in der Stimme ihre Marginalisierungserfahrungen als transfeminine, schwarze Person in einer heteronormativen, weißen Gesellschaft. “Fuck everybody, fuck patriarchy, fuck evil standards of beauty we’re supposed to live in, fuck society”, heißt es im Lied „Bad Juju“. Backxwash bezeichnet sich selbst als „angry trans woman rapper“, ihre Musik hat allerdings mehr Facetten als nur das Zornige. Immer wieder gibt es auch ruhige und sanfte Momente, wie den körperpositiven Song „You like my body the way it is“. In ihren Texten vermischt Backxwash, die selbsternannte „Baphomet of this faggot shit“, soziopolitische, intersektionale Themen mit einer Bildsprache aus schwarzer Magie, Mystizismus und dem seit ihrer Kindheit so präsenten christlichen Glauben, in dem sie ihre queere Identität nicht vorgesehen findet.
Backxwash selbst ist mittlerweile keine gläubige Christin mehr – dafür aber in der engeren Auswahl des Polaris Music Prize für das beste kanadische Album 2020. Amen to that!