Auch wenn Cardi B sich selbst als „Trap Selena“ bezeichnet, passt diese Bezeichnung mindestens genauso gut zu BIA. Bianca Landrau wächst in Boston auf, wo das Texteschreiben für sie zur Therapie wird. Ihr wohl größter Struggle hat dabei mit ihrer Identität zu tun, denn als junge Frau mit puerto-ricanischen und italienischen Wurzeln fühlt sie sich keiner Community so richtig zugehörig. Deswegen feiert sie auch die mexikanische und 1995 ermordete Sängerin Selena Quintanilla: Genau wie Selena fällt auch BIA das Spanischsprechen nicht unbedingt leicht. „She grew up as a Mexican American woman and I grew up Puerto Rican, and Spanish is something that I’m still learning, and so I faced the same struggle as her.“ Dabei möchte BIA genau wie ihr Idol mit ihrer Musik möglichst viele Menschen erreichen und alte Schubladen sprengen.
Wenn man sich BIAs Karriereweg so anschaut, erinnert er an einen klassischen Coming of Age Film: Eine junge Frau bricht das College ab, um sich auf die Musik zu konzentrieren. Sie hat mehrere Jobs, damit sie so das Budget für Studioaufnahmen zusammenkriegt. Sie haut aber auch gerne mal auf die Kacke und gerät als junge Erwachsene in einen schlimmen Motorradunfall. Dieser kostet ihr einige Monate Reha, stellt für sie aber auch einen wichtigen Wendepunkt dar: „I was so close to not knowing what was going to happen to me or my leg (which was split open). I always wake up with that appreciation that I could not be here. And every time I look at the scar it’s a reminder. I’ve definitely grown from it.“
Und wie sie gewachsen ist: Sie startet einen Youtube-Kanal, wird entdeckt und später sogar von Pharrell Williams gesigned. Dazu kommt die Teilnahme an einer Rap Reality Show, also beste Voraussetzungen für den Big Break. Aber bevor die Serie Sisterhood of Hip Hop mit ihr in die dritte Staffel gehen kann, verlässt sie die Show und konzentrierte sich wieder ausschließlich auf die Musik. Sprungbrett scheint die Serie aber allemal gewesen zu sein, weil danach einige Kollaborationen mit Acts wie Pusha T, Victoria Monet und J. Balvin (für den Mega-Hit „Safari“) zustande kommen. Als nächsten Meilenstein in BIAs Karriere zeichnet sich die Dangerous Woman Tour von Ariana Grande ab, auf der BIA als Support-Act performt. Richtig Wellen geschlagen hat später ihr Feature auf dem Track „Best on Earth“ (2019) von Rapper Russ, den Rihanna persönlich als „new favorite Song“ auf Insta deklariert und damit einen Hype auslöst. Mittlerweile hat er Platinstatus in den USA erreicht.
Mit der Mischung aus Trap, ihrer crispy-clearen Stimme, cleveren Rhymes sowie mit ihren auffälligen orangen Wigs und Color-Scheme hat sich BIA nicht nur einen Platz in der Trapszene, sondern auch einen gewissen Massen-Appeal erarbeitet. Diesen strebt sie auch an, um insbesondere junge Women of Color zu inspirieren und Hoffnung zu geben:
„It’s a testament to them and to be able to show them that they can do it too. I want to be able to do this forever and have other women of color do it with me.“
Mit dieser Attitude ist es nur eine Frage der Zeit, bis der internationale Durchbruch kommt.