Big Freedia ist vor allem als Botschafterin der Bounce Music New Orleans quer durch die Staaten Nordamerikas und weltweit bekannt. Seit Beginn ihrer musikalischen Laufbahn sorgt sie für eine selbstverständliche Sichtbarkeit von Queerness. Dabei bleibt sie stets ganz bei sich: als schwuler Schwarzer Mann mit einem weiblichen Bühnennamen, vielfältigem Crossdressing und fluiden Pronomen. Bei ihren Auftritten schafft sie es für ihre überwiegend weibliche* Fanbase, einen inklusiven safer space zu kreieren. Übergriffige Männer nimmt sie dafür gern bei Seite und verweist sie in ihre Schranken.
Die Bounce Music ist getragen von Call-and-Response-Lyrics, Uptempo-Beats und booty shaking. Zurückzuführen ist sie auf Mapouka. Ein Tanz, der vor allem von Frauen* in der Republik Côte D’Ivoire performt wird und der auch, nicht umstrittig, den Twerk hervorgebracht haben soll. In den 1980er Jahren blüht der Bounce in den Hausprojekten New Orleans auf. Ein wiederkehrendes Soundelement in zahlreichen Bouncestücken stellt das Xylophon des Songs „Drag Rap“ von The Showboys dar. Produzent*innen selbst referieren abgekürzt mit „the Triggermanbeat“ auf dieses Musikstück. Damit beziehen sie sich auf ein Mitglied der Showboys. Trotz dieses stark männlichen Verweises, mischen auch von Beginn an weibliche Artists wie Ms. Tee, Cheeky Blakk und Magnolia Shorty mit.
Big Freedia wächst mit zwei Geschwistern in New Orleans auf. Mit 12 outet sich Big Freedia vor ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter Vera Ross als schwuler Mann. Seither unterstützt sie Big Freedia und ermutigt sie, sich bei Übergriffen zu wehren. Dieser Rückhalt durch die Mutter und andere Familienmitglieder wird ausschlaggebend für Big Freedias Optimismus und Selbstakzeptanz. Die Leidenschaft ihrer Mutter für Musik überträgt sich ebenfalls auf Big Freedia. In Jugendjahren ist sie Mitglied im Gospelchor ihrer Highschool und später sogar Chorleiterin. Zur Blütezeit des HipHop ist sie Teenagerin und umgeben von der Musik von Salt’n‘Pepa und Run DMC. Der Song „Where Dey At“ von MC T Tucker weckt Big Freedias die Begeisterung für Bounce.
Das energiegeladene musikalische Arrangement von Big Freedias Musik wird auf textlicher Ebene mit selbstbestimmten sexpositiven, aggressiven Aussagen unterstützt. Vom ersten Studioalbum „Queen Diva“ 2003 bis zur aktuellen EP „Louder“ 2020 werden diese Aussagen mit Aufforderungen zum Shaken gepusht.
Im Jahr 2005 zwingt Hurricane Katrina sämtliche Menschen dazu, New Orleans zu verlassen. Dies ist auch im Leben der Bounce-Künstler*innen ein herber Einschlag. Gleichzeitig gewinnt die Bounce-Kultur jedoch in anderen Staaten Popularität und muss im später gentrifizierten New Orleans zurückerobert werden. Big Freedia, die ihr Leben, durch diese Ereignisse mehr wertschätzt, baut die Stadt nicht nur als Perfomerin und Musikerin, sondern auch als Innenausstatterin in sämtlichen Clubs früh wieder mit auf. In dieser Zeit steigt ihr Bekanntheitsgrad, die Bookings werden mehr und sogar die New York Times berichtet über sie. Die Hochzeit ihrer internationalen Karriere datiert sie selbst auf 2010. Bis hierhin nimmt sie an unzähligen Freestylesssions teil und ist im Background von Katey Red, der ersten queere Bouncerapperin und einer engen Freundin, zu hören.
Big Freedia und ihr Shaketeam sind beliebte Festivalgäste. Neben vielzähligen Auftritten hat die Künstlerin ein eigenes Reality Show Format und veröffentlichte bereits eine Autobiographie. Ihre berühmten Kollaborationen mit Lizzo, Beyoncé, Kesha und Drake sorgen dafür, dass ihr kaum an Big Freedia vorbeikommt.