Eine junge Frau steht in einem Hinterhof vor einer Gruppe Jugendlicher. In ihrer Hand hält sie eine Musikbox. „Silber, Gold und Platin sind bald meine Platten. Ich hab‘ auch noch Plan B, sollte dieser Plan nicht klappen“, flowt sie über einen Beat. Durch dieses TikTok-Video bin ich zum ersten Mal auf Billie Maedie aufmerksam geworden und ließ mich direkt von ihrer selbstbewussten Art anstecken. Das Video ging viral, doch es ist nicht das Einzige, was die junge Künstlerin zu bieten hat. Aktuell hat sie vier Singles und ein Musikvideo veröffentlicht. In ihren Texten verarbeitet sie Erlebtes und gibt ihren Hörer:innen einen tiefen Einblick in ihr Leben.
Bereits im jungen Alter beginnt Billie Tagebuch zu schreiben. Aus losen Gedanken entstehen langsam Texte, aus Texten werden Reime. Als sie 16 Jahre alt ist, beschließt sie der Welt ihre Gedanken mitzuteilen. Sie nimmt Videos auf, in denen sie ihre Texte rappt und teilt diese kurzerhand auf Instagram. Schon bald erreicht sie damit einige tausende Menschen. Mit der Zeit wird das Ganze professioneller. Billie nimmt Kontakt zu Produzent:innen auf und veröffentlicht 2020 ihre erste Single auf Spotify: „Weltfremd“.
Sie erzählt von dem Gefühl nicht in ein System zu passen, das die Welt vorgibt. Schon früh gilt sie aus Sicht von Jugendämtern als „Systemsprengerin“ und kommt mit dem Gesetz in Konflikt. Bewusst war ihr das lange nie. Mit „Weltfremd“ scheint sie ihre Andersartigkeit zwar zu akzeptieren, lässt aber gleichzeitig durchblicken, ihr altes Ich hinter sich lassen zu wollen.
Durch ein Gespräch mit Billie Maedie lerne ich mehr über ihre Musik und das was dahintersteckt:
Rap ist meine Therapie, Rap ist mein Tagebuch.“
Triggerwarnung für den restlichen Text: psychische Erkrankungen, missbräuchliches Verhalten. Solltest du dich mit diesem Thema gerade unwohl fühlen, lies diese Stelle am besten zu einem anderen Zeitpunkt oder überspringe den restlichen Teil des Portraits komplett.
Seit ihrer Jugend hat die junge MC mit ihrer Psyche zu kämpfen. Wie sich der stetig anhaltende Kampf anfühlt, beschreibt sie in „Atemnot“ – ihr bislang wohl persönlichster Track. Der Song verdeutlicht eine Panikattacke. Klaviersamples und verträumte Klänge begleiten die Hörer:innen in eine andere Welt. In der Hook beschreibt Billie detailliert ihre Gefühle. Die Strophen sind geprägt von ihrer persönlichen Geschichte.
Neben der therapeutischen Wirkung, die Rap auf sie hat, macht sie mich auf die Schattenseiten aufmerksam, die eine Szene, die auch 2022 noch stark männlich dominiert ist, mit sich bringt:
Die sehen dich als Produkt. Ich werde nicht so ernst genommen wie männliche Newcomer. Als Frau hat man mit anderen Sachen zu kämpfen als ein Mann.“
Sie erzählt mir von Übergriffen aus der Produzent:innenszene und davon, dass ihr immer wieder Personen in ihre Musik reinreden und sie zu etwas machen wollen, das sie nicht ist.
Davon lässt sich Billie Maedie bis heute aber weder unterkriegen noch beeinflussen. Ihre Texte spiegeln sie selbst wider und das soll so bleiben. Auf die Frage, wie es denn in Zukunft mit ihrer Musik weitergeht, antwortet sie, dass sie sich zunächst intensiver um ihre Psyche kümmern muss. Sie schreibt gerade viele Texte und versichert mir, dass wir künftig noch viel von ihr erwarten können.