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Boog Brown

Boog Brown

Es gibt diese MCs, bei denen einfach alles stimmt: Message, Delivery, Technik, Beat-Selection. In diese Hall of Fame der nahezu perfekten, aber leider viel zu unbekannten Rap-Acts reiht sich Boog Brown aus Detroit ein. Ihre deepen und empowernden Bars auf warmen Boombap- bis Jazz-Beats, wahlweise mit Streichern, erfüllt zu 10.000 Prozent die Bedürfnisse eines jeden kleinen Conscious-Rap-Herzens. Und dennoch dürfte die Rapperin weit unter dem Radar der meisten HipHop-Heads fliegen.

Dabei hatte Elsie Swann, so Boogs bürgerlicher Name, direkt bei ihrer ersten Veröffentlichung den Producer-Gott aller Producer-Götter an ihrer Seite: Apollo Brown. 2010 droppten die beiden Artists gemeinsam die LP „Brown Study“ und zeigten, dass sie sich nicht nur namentlich perfekt ergänzten. Jahre später sollte Boog Brown dieses Album als ihr mit Abstand persönlichstes Werk bezeichnen.

To be a star you can’t be afraid of the dark
That’s where you shine, know your role, play your part
When nobody likes you, be who you are
Shine on ‚em baby, Don’t you know you’re a star

Boog Brown & Apollo Brown – Shine

Doch genau genommen zeigt ihre ganze Diskografie – bestehend aus fünf Alben, zwei EPs und unzähligen Singles und Features – das bemerkenswerte Wachstum einer reflektierten Frau. Im Interview mit The Real Hip Hop erzählte Boog, dass sie sich seit 2012 extrem mit Selbstfindung und -entwicklung beschäftige. Für die Rapperin bedeutet das vor allem, eigenverantwortlich zu handeln:

„I think that we think that blame and blaming other people or other things is a way to absolve ourselves from the responsibilities that we have to excel, advance, and grow. When we do that we effectively take our own powers from ourselves. We take our powers from ourselves when we don’t realize that we are the common denominator in certain situations.”

(Boog Brown im Interview mit The Real Hip Hop)

Entsprechend empowernd und stark ging es in ihren Folgereleases zu: Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie eine EP mit dem Producer Spittzwell und stellte sich einem der krassesten Samples, die je im HipHop genutzt wurden: Stan Getz‘ und Luiz Bonfás „Saudade Vem Correndo“ kommt euch vermutlich dank The Pharcydes „Runnin‘“ bekannt vor und wurde von Spittz‘ auch auf der EP genutzt. Boog Brown zieht auf „The Seed“ jedoch ihre eigenen Schlüsse, was das Motiv des „Runnin‘ away’s“ belangt: „Life is what you make it into“ und „You’re the master“ sind dabei mehr als ausgelutschte „Jeder ist seines Glückes Schmied“-Phrasen. Vielmehr laden Boogs Lyrics dazu ein, zu reflektieren, wie man seine eigenen Umstände zum Besseren verändern kann – raus aus der Opferrolle, rein in eine bessere Welt.

Vielleicht ist es gerade deshalb solch eine Wohltat, Boog Browns Musik zu hören. Die Rapperin benennt reale Probleme und macht sie nicht kleiner als sie sind. Durch ihre Tracks zieht sich dennoch ein roter Faden der Hoffnung und ein fester Glauben an individuelles und kollektives Lernen und Wachsen. Aller Deepness zum Trotz bringt sie eine Leichtigkeit und Ruhe in ihre Musik, die dazu führt, dass man sich ihre Diskografie von vorn bis hinten anhören kann und sich voll und ganz auf die lyrischen und musikalischen Finessen darin konzentrieren kann.  

In über zehn Jahren hat Boog Brown mit bekannten und weniger bekannten Namen des Rapgeschehens gearbeitet. Neben Apollo Brown und Spittzwell stehen unter anderem Quakers, L’Orange, Dillon, Invincible und Stahhr auf ihrer Collabo-Liste. Dabei teilt sie sich in den vergangenen Jahren verstärkt mit anderen Female MCs Studio und Bühne, denn Solidarität unter Frauen ist ihr inzwischen ein zentrales Anliegen. Mit „Make Room“ veröffentlichte sie erst im März ihren bislang wohl feministischsten Song.

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Boog ist mit der und für die Musik weit herumgekommen: Auf der Suche nach ihrem Sound verschlug es die Künstlerin aus der Detroiter Westside für mehrere Jahre nach Atlanta – eine laut eigener Aussage wichtige Zeit, um ihren eigenen Stil unabhängig von ihren festen Kreisen in der Heimat zu suchen. Und HipHop brachte sie auch über die Grenzen der USA: Erst Anfang 2020 reiste sie mit weiteren HipHop-Aktivist:innen nach Äthiopien, um als Teil von „Next Level Ethiopia“ an Workshops und Live-Events mitzuwirken.

Boog Brown ist HipHop durch und durch. Dabei ist Rap nicht ihr einziges Ausdrucksmedium geblieben: Auch als Autorin und Verlegerin ist sie tätig. Dabei bleibt der Kern stets die Message, denn Education und Empowerment sind die wichtigsten Schlüsselmotive hinter dem kreativen Output der Künstlerin. Wenn das dazu dann noch so phantastisch klingt, kann die Welt gar nicht genug Boog Browns haben.

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