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Breezy

Breezy

Breezy bedeutet so viel wie Luftzug, frisches Windchen. Ein Luftzug ist nur ein kurzer Eindruck, ein kleiner Moment. Die Künstlerin Breezy hingegen schafft durch ihre Musik Momente, Eindrücke, die man nicht vergisst. „All I got is my flow“, rappt Breezy auf „Lookin‘ For“, undmischt dabei gekonnt HipHop-Beats mit verschiedenen Stilrichtungen wie leichtem Trap und Blues. Sie widmet sich textlich wichtigen Themen, wie Rassismus und Sexismus. Ihre Musik ist wie in ihrem Pressetext steht, „eine Ode an ihre eigene Identität“, ein Verarbeiten ihrer Perspektive, die eines, wie sie sich selbst definiert, queeren „indigo libra mulatto girl(s)“[1] („Low Power Mode“). Aufgewachsen in Rhode Island, USA, ist sie als Erwachsene nach Los Angeles gezogen, hat dort begonnen, sich intensiv mit HipHop zu beschäftigen, studierte Musikproduktion und Tontechnik und produzierte ihre ersten Beats. Ja, Breezy ist nicht nur eine begnadete Rapperin und Textschreiberin sondern auch komplett eigenständig in ihrer Produktion! Die Texte und Beats ihrer zwei veröffentlichten Projekte „Tragic Mulatto“ und MuLATTO MADness“ sind eingängig, auffordernd und beschreiben eine Realität zwischen Kampf und Depression, Vertrauen in sich und Freund*innen und das Hinterfragen der Normkonstruktion; Wünsche nach einer Welt, in der Rassismus und Sexismus, toxische Männlichkeit, rassistische Angriffe passé sind. In der HipHop nicht nur von Männern dominiert wird.

Ich habe Breezy im Zusammenhang mit meinen Bookingtätigkeiten kennengelernt, begeistert haben mich ihre Kraft und auch die Inhalte ihrer Songs. Besonders einen Track möchte ich hier in den Mittelpunkt stellen, der so viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte: „Free Dee“ auf dem MiniAlbum MuLATTO MADness. Dieser handelt von der Rapperin Sista D, mit richtigem Namen Dee Barnes. Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre war Sista D eine erfolgreiche Rapperin und Moderatorin in den USA. Auf einer Party verprügelte Dr. Dre die junge Frau. Geschützt von anderen Rappern, mit den Worten, dass sie es verdient habe, war dieser sich keiner Schuld bewusst. Kein erfolgreicher Rapper klagte ihn dafür an. In dem Song werden zahlreiche chauvinistische Zitate jener berühmten Männer, die Dr. Dre schützen, rezitiert. Breezy klagt ihn und zahlreiche andere Rapper dieser Zeit dafür in ihrem Song an: „The code of Silence is Violence“. Danke für diese HipHop-Geschichtsstunde, die nur ein exemplarisches Beispiel von vielen ist, wie gewaltvolle Männlichkeit im HipHop geschützt und gefeiert wird. Wer diese Worte kritisiert, sollte sich den Song „Male Fragility“ anhören. Wer dann noch was zu mensplainen hat, sollte sich Breezys Tipp aus den Lyrics zu Herzen nehmen: „Shut the fuck up“.

Breezy wohnt seit 2019 in Berlin, so dass wir oft die Chance haben, sie in Deutschland live zu sehen. Wer sie auf der Bühne erlebt, kann sich von ihrem sympathischen, mitreißenden Auftritt überzeugen. Ihre Musik lädt zum in sich gehen ein, gleichzeitig versprüht sie mit ihren Songs Kraft und Mut. Bei ihrem Song „About me“, fordert sie auch zum gemeinsamen Atmen auf, der frische Luftzug eben. Ich bin gespannt was noch kommt, welche neuen Gedanken, Perspektiven uns diese talentierte Künstlerin noch bieten wird.

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[1] Mulatto ist ein rassistischer Begriff, der nur als Selbstbezeichnung genutzt werden darf

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