K-Pop ist dank Bands wie BTS in der internationalen Popmusik der neue heiße Scheiß, aber in Korea ist noch eine völlig andere Musikwelt zu finden. K-HipHop ist in Korea ebenfalls Mainstream. Das liegt vor allem an der Reality TV-Show Show me the money, die seit 2012 läuft und aus der die beiden Spin off’s Unpretty Rapstar und High School Rapper entstanden. Besonders am K-HipHop ist die Vermischung von Koreanisch und Englisch, wobei beide Sprachen sich gerne auch mal mitten im Verse abwechseln.
In allen drei Shows war die Rapperin Bryn (브린) Teilnehmerin. Schon vor ihren Solo-Auftritten war sie dank Show me the Money durch die HipHop-Crew DiCKIDS bekannt. Ihre Persona in den Shows war das kleine süße Mädchen, das mit ihrem tighten und sauberen Flow sowie scharfen Disses den Kontrahent*innen die Schuhe auszog.
Die 22-jährige südkoreanische Musikerin, die mit bürgerlichem Namen Choi Ran (최란) heißt, hat laut Neocha Magazine über Karaoke zum Rap gefunden, als sie anfing, über einen K-Pop-Song zu rappen. Danach begann sie auf Soundcloud ihre Musik zu veröffentlichen und ist so zur Teilnahme an Show me the money gekommen.
Die Karaoke-Einflüsse sind nach wie vor wichtiger Bestandteil ihrer Musik. Im Vordergrund stehen aber eindeutig Sound und Delivery, mit Autotune und stotternden Trap-Beats.
2020 veröffentlichte die MC ihr Debütalbum „SILKMOTH“ – und stieg in die LP direkt mit einem Track namens „Veteran“ ein. Das war auf jeden Fall balsy, aber dank ihrer Arbeit im Fernsehen, den daraus entstandenen Kollaborationen, Songs und Auftritten, durchaus begründet.
Work so hard, I’ma veteran
Bryn – Veteran
I guess I need some vitamin
Pre-CEO fly 머리 위에 [over your head]
I’m way above you, I’ma veteran“
Mit ihrer „MOTH“-Reihe emanzipierte sich Bryn von den Shows und ihrem darin vermittelten Image. Neben „SILKMOTH“ gehört auch die zuvor erschienene EP „VELVETMOTH“ zu dem Releasezyklus.
Wie die Queen Bee des Korean HipHop tritt sie seitdem selbstsicher und posh auf, spielt aber weiter mit dem kawaii-Image, mit dem sie vorher assoziiert wurde. In ihrer Musik auf der „MOTH“-Reihe seien die Texte zweitrangig gewesen, sagt sie. Es sei ihr vor allem darum gegangen, mit der Musik zu experimentieren und sich musikalisch auszuleben.
I wasn’t going to have any grand narrations or profound stories in my album anyway, so I decided to make it about myself.
As the word ‘velvet’ suggests, the first part of the MOTH Series, ‘VELVETMOTH’, depicts the most soft and tender side of myself.”
Neben dem Stil experimentiert sie in der Reihe auch mit ihrem Image. So gibt sie sich auf „VELVETMOTH“ den softeren Klängen und einem naiveren Image hin. Sie moduliert ihre Stimme entsprechend, vereint immer wieder die beiden Pole der quirky Kindlichkeit und der roughen Coolness.
Neben ihrer Karriere als Rapperin moderierte Bryn 2020 die erste Staffel von 브린이의 연봉협상, was so viel wie „Bryns Gehaltsverhandlung“ heißt. Dort interviewte sie junge Musikerinnen und Künstlerinnen, nicht nur aus dem HipHop, sondern aus sämtlichen Genres. Die Sendung erschien wöchentlich auf YouTube und hat bis zu 1,5 Millionen Klicks. Dabei geht es neben der Musik auch um die Schwierigkeiten von Frauen* im Musikbusiness. Leider sind nur wenige Folgen der Sendung untertitelt – schade, denn zu gern würden wir mehr über diese MC und ihr Engagement erfahren.
Bisher hat Bryn leider noch keine weiteren Veröffentlichungen angekündigt und auch ihre Sendung scheint auf Eis zu liegen. Bis sich da was tut, laufen die beiden Platten bei mir in Endlosschleife.